Dufte

Ich liebte einmal einen Mann, der sehr weit von mir entfernt lebte. Langfristig wollten wir das ändern, doch es war klar: Das würde dauern. Wir hangelten uns von Wochenende zu Wochenende und litten unter der Woche sozusagen standesgemäß. Ich schlief in den Nächten kaum, und wenn, dann schlecht.
Da hatte der Mann eine zündende Idee. Er kaufte das Aftershave, das er immer trug, noch einmal und schenkte es mir. Ein wenig davon am Abend auf mein Kopfkissen gesprüht, und ich fühlte mich sofort geborgen und getröstet. Ich schlief wie ein Baby.

Vor kurzem stolperte ich beim Stöbern im Laden wieder über dieses Parfum, und war verblüfft: Dieser Mann und ich, das ist so lange her und vorbei, und trotzdem zog der Duft genau die damaligen Gefühle von Geborgenheit und Trost in mir hoch. Da hat wohl mein limbisches System den Geruch von der Geschichte gelöst. Finde ich sehr spannend.
Jedenfalls steht das Zeug jetzt wieder hier und macht, daß ich mich entspanne und mich wohler fühle.

Interessant, was so mit Dingen passieren kann, die sich nicht erst mühsam an der Großhirnrinde vorbeischlängeln müssen.