Gedanken zum Tage

Jetzt wildgewordene Lockerungsübungen zu machen ist ungefähr so wie zu sagen: »Jetzt habe ich’s jahrelang immer nur mit Kondomen gemacht und bin nicht Vater geworden. Dann kann ich es ja auch ohne versuchen.«
Der wilde Zorn packt mich bei Leuten zwischen Mitte 20 und 30, die Sachen sagen wie: »Meinen Eltern und Grosseltern habe ich gesagt, sie sollen zu Hause bleiben. Meine Großeltern besuche ich auch nicht mehr.« und sich dann in Großgruppen in den Park setzen, Picknick und Party inklusive. (Quelle: RBB-Reportage nach dem letzten Wochenende)
Folks, ihr habt den Schuss nicht gehört, seid auch selbst nicht außer Gefahr, aber was ihr sicher seid: narzistische Egoisten. Sollen die Alten doch zu Hause versauern.
Das ist abscheulich. – Mal ganz davon abgesehen, daß man mit 50 sicher nicht mehr jung ist – aber alt ist etwas anderes. Nach eurer Definition werdet ihr bei der heutigen Lebenserwartung fast die Hälfte eures Lebens alt sein. Schon mal darüber nachgedacht?

Was mir auch auf den Geist geht: die Laxheit der Lebensmitteldiscounter – von einer mir bekannten Ausnahme abgesehen. Nur x Kunden in den Laden zu lassen, die Zahl x ohnehin zu groß werden lassen, und dann steht der ganze Laden voll verwaister Einkaufswagen und die Kunden treiben als freie Radikale durch vollgestellten Raum. Super. Da läßt sich doch ganz wunderbar Abstand halten [not!]

Auch so richtig schön widerlich: Große Firmen, die ihre Mieten nicht bezahlen, eine Autoindustrie, die ernsthaft Kaufprämien fordert – die der Staat, das Gemeinwesen (sic!) bezahlen soll. Ja, nee, is‘ klar. Die Leute, die jetzt in Kurzarbeit sind oder ihren Job verloren haben, die werden auch nichts Besseres zu tun haben als über die Anschaffung der nächsten Familienkutsche nachzudenken. Man kann gar nicht soviel essen wie man … Sie wissen schon.

Soviel zur gesellschaftsübergreifenden Solidarität und zur menschlichen Vernunft.
Was das schöne Biberphoto mit diesem Text zu tun hat? Nichts. Oder vielleicht doch: Biber müßte man sein.