Tag 24 – für mich – in der weitgehenden Isolation. Unangenehme Erkenntnisse. Die Veränderungen im Leben mit dem Mann sind gleich Null. Vorher wie heute gibt es keine Unternehmungen, Pläne, Bewegungen, Gespräche jenseits vom Tagesgeschehen (sicherer Boden, neutrales Gebiet – das geht sehr gut und ist zu wenig), Perspektiven fehlen. Seit Jahren wird von Tag zu Tag entschieden.
Grundlegendes muß nachjustiert werden – wichtig für uns beide! Und ich glaube, das haben wir beide begriffen. Bewegung ist nötig, schon lange. Doch jetzt wird es akut. In der unfreiwilligen Ruhe wird deutlich, was sich in einem normalen Alltagsleben verdrängen lies.
Freundliche Dinge: Schnell und unbürokratisch war mit allen Regierungen immer gelogen. Was auch immer man beantragen wollte oder mußte, hatte eine Formularflut zur Folge, unerfreuliche Diskussionen mit mäßig kundigen Sachbearbeitern und Papierfluten inklusive. Diesmal nicht. Zweiundfünfzig Stunden lagen zwischen Antrag und Umsetzung. Da kann man nicht schimpfen. Doch bleibt mir ein kleines Mißtrauen – werden sie, wenn die Covid-19-Welle durch ist, uns alle mit hochnotpeinlichen Befragungen überziehen? Man wird sehen …
Der Kontakt mit der Familie und mit den Freunden ist lebhaft und deutlich. Besonders freue ich mich über die Telefonate mit W.P. zwischen Tag und Traum. Durchhecheln des Tagesgeschehens und der – gern genommenen – Befindlichkeiten, viel Ironie, viel Gelächter.
Auf der Stimmungsskala von 1 bis 10 schwanke ich zwischen 5 und 6 – normalerweise bin ich eine solide 7 bis 8. Auf der Schlaflosigkeitsskala liege ich bei nervenzerfetzenden 9, auf der Schlampereiskala (ziehe ich mich jetzt an oder nicht?) reise ich zwischen 3 und 8, und kann mich nur wundern, wie sehr ich meine Friseurin vermisse. Grins.
Meine Wohnungsrenovierung schleicht vor sich hin – nur die Nachbarn habe eine hohe Leiter, und die kriege ich erst nächste Woche. Auch Materialbeschaffung ist nicht einfach; die Lieferzeiten sind enorm.
Lernziel aktuell: Geduld. Viel davon.
Oh, da hatten Sie Glück, das klappt nicht überall so reibungslos, Herr Avantgarde berichtet da ganz anderes von seiner Nachbarin, einer Klavierlehrerin.
Doch bleibt mir ein kleines Mißtrauen – werden sie, wenn die Covid-19-Welle durch ist, uns alle mit hochnotpeinlichen Befragungen überziehen? Man wird sehen …
Herr Avantgarde geht davon aus, er verspürte bereits am 24. März Das ungute Gefühl bei der Soforthilfe Corona. Ich tippe darauf, dass das Finanzamt bei der Steuererklärung 2020 genau hinschauen wird.
Was der Spiegel schreibt, ist meines Erachtens nicht ganz richtig. Der Freiberufler darf sich aus den Mitteln ein Gehalt zahlen – und damit ist die Kiste vom Tisch. Mein kleines Mißtrauen bleibt davon allerdings auch unberührt.
Hm. In den Infos der Investitionsbank Berlin (IBB) zum Corona-Zuschuss steht aus Seite 7:
Kann ich vom Corona Zuschuss auch mein Gehalt oder meine Krankenversicherung bezahlen?
Der Zuschuss, der ab dem 06.04.2020 wieder beantragt werden kann, kann lediglich für Sach-und Betriebsmittel verwendet werden. Gehälter und Krankenkassenbeiträge fallen nicht darunter.
So las ich es auch in den Infos anderer Bundesländer, zum Beispiel NRW. Die IBB soll auch angekündigt haben, dass sie im Nachhinein prüfen wird, ob man berechtigt war, den Zuschuss zu beantragen. In anderen Bundesländern musste man übrigens mit dem Antrag gleich ein paar Unterlagen mitschicken.
Das ist in Berlin anders geregelt. Die Soforthilfe zielt explicit auf Freiberufler und Künstler. Die haben kaum Betriebsausgaben. Was ich bezogen habe, nennt sich Corona-Soforthilfe. Ich müßte schon Entscheidendes überlesen haben, was eher nicht meine Art ist.
Nunja. Wir werden sehen. So oder so.
Das oben verlinkte Dokument der Investitionsbank Berlin heißt “FAQ Corona-Soforthilfen (Rettungsbeihilfen und Zuschuss)”.
Zumindest in NRW gab es anfangs auch widersprüchliche Angaben, ob nun von dem Geld ein Gehalt und die KV-Beiträge gezahlt werden dürfen oder nicht. Möglicherweise war das in Berlin auch so und sie haben es nun klargestellt.
Das könnte sein, das mit der Klarstellung. In Berlin ist die Zahl der freiberuflichen Einzelkämpfer ja sehr viel höher als anderswo.