Kein guter Tag. Es kann sehr schmerzhaft sein belehrt zu werden, daß die Wertevorstellungen, die man gemeinsam zu haben glaubte, in einem wesentlichen Teil voneinander abweichen.
Ein Mitarbeiter eines Klienten – mit laufendem Auftrag – hat eine Sonderanfrage, läßt sich auf Vertrauensbasis tausend Dinge im Detail erklären und sich einen KVA geben. Anschließend geht er her, nutzt das Detailwissen, das er ohne uns nicht hätte, und erzählt uns auf Rückfrage nach dem Stand der Dinge etwas von ‚gebastelt‘ und ‚mit Bordmitteln‘. Nee, is klar [not!]
Er hatte wirklich keine Ahnung, hat unser know how abgezogen (4 Stunden!) und schmückt sich nun auch noch mit fremden Federn. Unrechtsbewußtsein gleich Null.
Glücklicherweise ist der Mann einem Vorstand rechenschaftspflichtig, und nach längeren Gesprächen beschließen die Projektpartnerin und ich einen offenen Brief an eben diesen.
Immerhin: Man ruft uns direkt an und entschuldigt sich. Wie jetzt die Kompensation aussehen wird, wird sich zeigen.
Vertrauensverluste fühlen sich scheußlich an und sind nicht leicht zu reparieren, wenn man seine Arbeit mit Herzblut und Engagement macht und nicht für jeden Satz die Hand aufhält …
Privat lief es nicht viel besser. Ich hatte meine gebrauchten Holzfliesen an einen Nachbarn verkauft – daß ich sie nicht verschenken wollte, ging aus dem Inserat deutlich hervor – und sehe zu meiner Verblüffung den ‚Käufer‘ davonfahren, ohne daß auf der Fensterbank im Flur ein Umschlag mit dem inserierten Betrag zu finden war. Das war das erste Mal, daß mir das rücksichtsvolle social distancing knalldreist auf die Füße fiel. Da bin ich dann meinem Geld hinterher gefahren, empört und verblüfft. Jetzt kriege ich den Kaufpreis in zwei Tranchen (Herrgottnochmal. 50 Euro für 62 intakte Klickfliesen, das sind mal gerade 80 Cent pro Stück, das ist mehr als fair) Ich war sowas von sauer!
Persönlich setzt mir die Gesamtsituation in der Pandemie inzwischen zu. Ich kriege Krisen bei den Leuten, die mir – als wäre nix – im Supermarkt auf die Pelle rücken. Ich finde es nicht lustig, wenn von mir erwartet wird, daß ich die Verwandtschaft (in einem anderen Bundesland) anrufen soll um den Erklärbären für die Soforthilfe zu geben. Mensch, Leute! Ich müßte das tun, wofür ihr zur faul seid: Recherchieren. Und wenn ihr wollt, daß ich das tue, dann ruft doch bitte einfach mich an, und spielt nicht total bescheuert über Bande, Beleidigtsein inklusive.
Das Alles macht gerade eine Grundspannung. Ich schlafe schlecht bis nicht, rauche zuviel. Und bin sehr verspannt, wenn ich wieder einkaufen gehen muß. Das Gefasel von ‚Lockerungen. Jetzt.‘ tut ein Übriges. Wie dumm kann man sein? Ich bin wahrlich nicht begeistert von der Lage, doch muß doch jedem denkenden Menschen klar sein, daß wir mit dem Arsch wieder umwerfen, was wir mit Händen aufgebaut haben, wenn wir jetzt so tun als wäre alles wieder ‚wie früher‘. – Man kriegt Nackenschmerzen vom Kopfschütteln. Was leider gar nichts daran macht, daß mir das Fehlen einer absehbaren Perspektive auch selbst den letzten und vorletzten Nerv zieht.
Um diesen frustrierten Eintrag auf einer Dur-Note zu schließen: Es gibt auch schöne Dinge.
Der kleine Hexer wird zunehmend anschmiegsamer und vertrauensvoller. So langsam sickern auch die – wenigen – Grenzsetzungen in den kleinen, klugen Kopf.
Meine Renovierungsarbeiten schreiten langsam voran. Heute habe ich endlich die Wand im Schlafzimmer gestrichen, die von Markierungsanfällen beschädigt worden war.
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