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19 Kommentare

  1. Man wünscht sich einen Britischen Pass

    Was wollen Sie damit? Beneiden Sie die Briten etwa um deren verlogene, korrupte* und unfähige Regierung, derentwegen dort bislang 122.705 Menschen an Sars-Cov-2 gestorben sind? Obwohl das Vereinigte Königreich deutlich weniger Einwohner zählt als die Bundesrepublik, und die nur die Corona-Toten zählen, die innerhalb 28 Tagen nach der Infektion gestorben sind. Die Todesrate pro 100.000 Einwohner ist trotzdem eine der höchsten weltweit (aktuell Platz 2 nach Tschechien, lange Zeit lag das Vereinige Königreich sogar vorn, bevor die Kent-Variante B.117 sich in Tschechien ausbreitete).

    Beneiden Sie die Engländer etwa darum, dass es dort immer noch Geschäfte gibt, in denen die Leute ohne Maske hereinspazieren können? Oder darum, dass die es aufgrund des erneut zu späten Lockdowns im Herbst geschafft haben, Mutationen wie B.117 zu begünstigen? Beneiden Sie die Briten etwa um die Notzulassung des Impfstoffs AstraZeneca, die die Hersteller von allen Haftungsansprüchen befreit? Darum, dass dort der Abstand zwischen der ersten und der zweiten Impfung auf bis zu zwölf Wochen verlängert wurde – auch beim Impfstoff von Biontech-Pfizer, entgegen der Herstellerangaben? Nur die Zahl der Engländer, die die erste Impfung erhalten haben, ist dort höher als in den meisten EU-Ländern, jedoch nicht die Zahl derjenigen, die den vollen Impfschutz haben. Oder beneiden Sie die Engländer um einen völlig kaputt gesparten NHS? So dass es mehrere 100-Jährige brauchte, um für den NHS Spenden zu generieren? Major Tom war nicht der einzige, nur der bekannteste, dank einer Tochter, die in der PR arbeitet. Auch Major Tom starb dann an Covid-19, by the way.

    SO sieht es dort nämlich aus. Auch wenn die “Bild”-Schlagzeile etwas anderes behauptete, gibt es aktuell keinen Grund, die Briten zu beneiden.

    Ich habe englische und schottische Freunde. Die hätten wahrscheinlich lieber einen deutschen Pass – der obendrein die ganzen EU-Rechte mit sich bringt.

    * Die Tories haben lauter hochlukrative Verträge an Unternehmen gegeben, die ihrer Partei oder einzelnen Tories nahestehen. Zum Beispiel für eine App für “Track & Trace” (funktioniert nicht gescheit) oder für Schutzausrüstung für medizinisches Personal (erfüllte dann doch nicht die Sicherheitsbestimmung, liegt noch im Hafen von Dover herum).

    1. Korrektur: Captain Tom, nicht Major. Anlässlich seines 100. Geburtstags wurde er aufgrund der Spendenaktion zum Honorary Colonel ernannt.

    2. Nein, nichts von alledem. Alles, was Sie sagen ist korrekt und auf weiten Strecken a bloody shame.
      Das einzige worum ich die Briten beneide, ist die Impforganisation – so weit sie von außen zu beurteilen ist. Ich erlebe es jetzt über Wochen, aus eigener Erfahrung wie aus Berichten von Freunden, was für ein unglaublich schlecht organisierter bürokratischer Overhead hier in Deutschland läuft. Auf den ersten Blick sieht alles gut aus – und dann kommen Terminbestätigungen nicht oder sind falsch, man hängt wieder am Telefon, hakt nach, klärt, sortiert. Der Weg zu den Impfzentren für nicht gehfähige Menschen ist noch einmal ein bürokratischer Verhau, und natürlich hat man beides schlichterdings nicht miteinander verknüpft. Hier sind bildlich gesprochen, drei Hände im Spiel, und keine weiß von der anderen. DAS ist es, was mich so unglaublich aufregt. Auf diese Weise kann es ewig dauern bis hinreichend viele Menschen geimpft sind.
      Was mich noch rasender macht ist die Kiste mit dem eropäischen Impfausweis. Okay, gut und schön – aber das jetzt in den Ring zu werfen soll aus meiner Sicht der Öffentlichkeit vernebeln, wie schlecht der erste Schritt, die Impforganisation, in Wirklichkeit abläuft.

      1. Das scheint ein berlinspezifisches Problem zu sein. Von jemandem, der eins der Berliner Impfzentren zu organisieren hatte, hörte ich, dass der Berliner Senat in dem Zusammenhang seinem schlechten Ruf mal wieder bestätigte.

        In Hessen gab es anfangs Probleme, weil die Website, über die man die Termine buchen kann, aufgrund der schlechten Programmierung überlastet war, ebenso die beiden Telefonnummern. Das hat sich aber längst gelegt. Für meinen Vater konnten wir sogar aussuchen, ob der erste Termin unter der Woche oder am Wochenende und vormittags oder nachmittags sein sollte. Dann bekam man einen konkreten Terminvorschlag angezeigt und der zweite Termin wurde automatisch drei Wochen später am selben Wochentag zur selben Uhrzeit mitgebucht. Alle auszufüllenden Formulare und die Terminbestätigung kamen per Mail. Mein Vater ist vor zwei Wochen das erste Mal geimpft worden, es lief wie am Schnürchen. Es sei “ein Klacks” gewesen, sagte er (er bekam Biontech-Pfizer). Am nächsten Samstag bekommt er die zweite Spritze. Meine Eltern bekamen wie alle in der Altersgruppe auch einen Brief wegen der Impfung, in dem auch die Möglichkeit des mobilen Impfens für Bettlägrige mitgeteilt wurde. Das entsprechende Anmeldeformular wurde gleich mitgeschickt.

        Nachdem sich meine Mutter nun endlich doch entschlossen hat, sich ebenfalls impfen zu lassen, haben wir sie sofort registriert und warten nun auf einen Terminangebot. Da inzwischen Gruppe 2 zum Impfen an die Reihe kommt, die zahlenmäßig größer ist, kann man sich die Termine leider nicht mehr selbst aussuchen, sondern bekommt einen Vorschlag zugeschickt, sobald man an der Reihe ist. Man kann den Termin dann aber umbuchen, wenn es nicht passt. Meine jüngere Schwester Rosarium, ihr Ehemann Kaktus und ich sind ebenfalls bereits registriert, als enge Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen gehören wir der Gruppe 2 an.

        Von einer Bekannten, deren Eltern in Rheinland-Pfalz wohnen, weiß ich, dass die sich über die dortige Website die Termine selbst vereinbart hatten und auch schon zweimal geimpft wurden. Mein schöner Physiotherapeut und alle seine in Hessen wohnenden Mitarbeiterinnen haben bereits ihre Terminbestätigungen und wissen auch schon, dass sie mit Biontech-Pfizer geimpft werden. Eine Physiotherapeutin, die ebenfalls Hochbetagte und andere Risikopatienten behandelt und somit nun auch zur Gruppe 2 gehört, wohnt in Rheinland-Pfalz, sie bekam dort aber noch keinen Termin, sondern steht nur auf der Warteliste.

        Das einzige worum ich die Briten beneide, ist die Impforganisation

        Die macht ja auch der NHS und nicht irgendeine Privatfirma, die den Tories als Spender nahesteht.
        Trotzdem haben 20 Prozent der NHS-Ärzte und Pflegekräfte in England noch nicht einmal die erste Impfdosis bekommen.

        Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es richtig war, dass die EU-Länder den ersten großen Schwung an Millionen von Impfdosen gemeinsam bestellt haben. Zum einen haben sie ja auch gemeinsam zur Finanzierung der Entwicklung beigetragen, zum anderen wären sonst die kleineren EU-Länder leer ausgegangen, wenn sich Deutschland, Frankreich und Italien die Impfstoffe im Alleingang bestellt hätten. Dass es Lieferschwierigkeiten gibt oder AstraZeneca das Vereinigte Königreich bevorzugt bedient, obwohl der Vertrag mit der EU das wohl ausschließt, ist ja nicht die Schuld der EU. Ebenso nervt mich die überzogene Erwartung, es würde sofort alles gut, sobald ein Impfstoff da ist. In Großbritannien hat man unlängst in einer Studie festgestellt, dass die Leute sich wieder leichtsinniger verhalten, sobald sie die erste Impfdosis erhalten haben. Vielleicht finde ich den Link wieder.

        Mich nervt allmählich die hysterische Vergleichsdebatte wie auch diese permanenten Öffnungsdiskussionen, während zugleich gerade die dritte Welle heranrollt – nicht zuletzt dank der englischen Virusvariante B.1.1.7 aka Kent-Variante (die haben auf der britischen Insel auch noch andere Mutationen, eine davon heißt Liverpool-Variante). B.1.1.7 soll nicht nur ansteckender sein, sondern laut einer dänischen Studie doch ein deutlich höheres Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs mit sich bringen (NTV). Was im Vereinten Königreich übrigens tatsächlich besser läuft, ist dass die Labore routinemäßig auch die Viren sequenzieren, das geschieht in Deutschland noch viel zu wenig. Dumm nur, dass nun im Vereinten Königreich vor den angekündigten Lockerungen die Testkapazitäten doch nicht wie geplant ausgebaut, sondern zurückgefahren werden sollen.

        Ich halte einen europäischen Impfausweis auch unabhängig von der Pandemie für sehr sinnvoll. Da das auch einige Zeit dauert, bis sich die 27 Mitgliedstaaten abgesprochen haben, sehe ich kein Problem darin, dass die Idee bereits jetzt öffentlich wurde.

        1. Im Gegenteil. In Berlin scheint es, den Freundesberichten nach, sehr gut zu laufen. Meine eigenen Erfahrungen beziehen sich auf NRW, wobei es jetzt erstmal das Organisatorische betrifft. Man darf gespannt sein, wie gut die tatsächliche Umsetzung dann klappt. Aber da sind wir doch schon bei Desorganisation. Warum, zum Teufel, hat jedes Ländchen eine eigene Verfahrensweise?! Aus meiner Sicht wird die ganze Geschichte typisch deutsch fast zu Tode organisiert. Das macht langsam und schwerfällig.
          … den ersten großen Schwung – Ja, unbedingt. Doch schon im zweiten Schritt hätte man meiner Meinung nach beherzter und weniger geizig agieren müssen. Ich bin wirklich sicher, daß sich das bundesweite Impfen nur dann wirklich beschleunigen läßt, wenn man es den Hausärzten übergeben kann. Die kennen ihre Patienten und haben – falls ich da halbwegs repräsentativ bin – den Impfstatus ihrer Patienten gut im Blick.
          Die Vergleichsdebatte nervt mich nur dann, wenn sie hysterisch ist oder wenn zu stark Äpfel und Birnen verglichen werden. Man kann lernen, wenn man über den Tellerrand schaut. Und den Impfausweis finde ich als Idee gut, doch der Zeitpunkt dieser Diskussion, der nervt mich sehr.

          1. Wie wollen Sie denn die Impfung mit AstraZeneca an die Hausärzte übergeben, wenn AstraZeneca doch der EU viel, viel weniger Impfdosen liefert als zugesagt und das auch noch im zweiten Quartal so bleiben wird? AstraZeneca hat übrigens auch erst im Januar 2021 den Zulassungsantrag bei der EMA gestellt, die ihn innerhalb kurzer Zeit genehmigt hat. Die anderen EU-weit zugelassenen Impfstoffe von BioNTech-Pfizer und Moderna lassen sich nicht im Kühlschrank aufbewahren.

            BioNTech hat sich im Herbst in Marburg in den ehemaligen Behring-Werken eingekauft, ab April werden sie mehr Impfstoff liefern können. Tschechien kann wegen der englischen Virusvariante, die dort tobt, nicht mehr darauf warten, die Regierung hat jetzt zusätzlich den russischen Impfstoff Sputnik bestellt.

            Ich möchte nebenbei bemerkt nicht in der Hausarztpraxis geimpft werden, aus einem ganz einfachen Grund: Meine langjährige Hausärztin hat mit 65 Jahren ihre eigene Praxis aufgegeben und ist jetzt als Ärztin in Altersteilzeit in einer Gemeinschaftspraxis angestellt. Die verlangt für Impfungen, dass man einen hausärztlichen Versorgungsvertrag mit dieser Praxis abschließt, was ich auf gar keinen Fall will. Da kommt man nämlich gar nicht so leicht wieder heraus, ich werde aber nicht dort bleiben, wenn meine Hausärztin sich doch mal zur Ruhe setzt. Abgesehen davon bin ich auch wirklich nicht so scharf auf den Impfstoff von AstraZeneca, denn eine häufig auftretende Nebenwirkung sind Muskelschmerzen – genau die kann ich aber nun nicht noch zusätzlich brauchen.

          2. Nur kurz diesmal weil anderweitig eingebunden für heute: Ich hoffe hinblicks der Impfstofflieferungen noch auf Änderungen – da ist mein Optimismus nicht tot zu kriegen. Die Bedenken gegen AstraZeneca verstehe ich bei Ihrer persönlichen Situation sehr gut.

            Ein hausärztlicher Versorgungsvertrag? Ist mir nie passiert, würde ich aber auch nicht mitmachen.

          3. Nur kurz diesmal weil anderweitig eingebunden für heute

            Ich weiß. :-)

            Und gratuliere von Herzen.

            arboretum überreicht einen Arm voll gelber Narzissen.

            Ich wünsche Ihnen, dass Sie von Viren verschont und gesund bleiben. Geduld und gute Nerven noch dazu und auch bald wieder mehr Geld in der Kasse.

          4. Danke für die guten Wünsche, ich kann jeden von ihnen gut gebrauchen. Dank auch für die Blumen! Ganz liebe Grüße.

    3. “The Guardian” berichtete heute:

      “Sixteen cases of a new Covid variant have been identified by Public Health England after being first detected on February 15 through genomic horizon scanning, PA Media reports. PA says:

      All individuals who tested positive and their contacts have been traced and advised to isolate, and the variant was designated a variant under investigation (VUI) on February 24, PHE said on Thursday.

      The variant is understood to have originated in the UK, and it contains the E484K mutation, which is also found in two existing VUIs present in the UK, but does not feature the N501Y mutation, present in all variants of concern (VOCs).

      The addition of this variant as a VUI means there are now a total of four VUIs and four VOCs currently being tracked in the UK.

      The N501Y mutation, which is present in the Kent variant of coronavirus (B117 – now the dominant version in the UK), is thought to be a factor in making variants more transmissible. The E484K mutation, present in the South African and Brazilian variants (B1351 and P1) is thought to make them more resistant to vaccines.

      Auch wenn diese neue Variante nicht die N501Y-Mutation aufweist, klingt das trotzdem nicht gut. Da diese neue Variante ebenfalls im Vereinigten Königreich entstanden ist, darf man gespannt sein, ob deren Impfstrategie dabei eine Rolle spielte.

      1. Mir macht das auch Sorgen, doch drücke ich sie weg, denn sie helfen nicht weiter. is thought to ist erstmal eine Annahme, zu der feste Daten noch ausstehen. Wir können alle nur hoffen und beten…

    1. I know. Und trotzdem bin ich zum Beispiel absolut nicht einverstanden mit der Unbeweglichkeit der Impfprioritäten – eine Liste, die, nebenbei bemerkt, Lücken hat, durch die man einen Laster quer kriegt. Ausserdem der Meinung, daß so viele Menschen wie möglich so schnell wie möglich mit der ersten Dosis zu versorgen brandwichtig ist. Nach allem, was ich hier in eigenem Erleben sehe, ist es die Organisation selbst, die das Impftempo drückt. Und das ist nun wirklich absurdes Theater!

      1. Das hätte mir auch passieren können. Grins. Im Augenblick lese ich ihn selten – die Nachrichtendiät tut meinen Nerven gut, meinem Informationsstand nicht unbedingt :-)

  2. Interessante Diskussion. Ohne den Passteil, natürlich..
    Ich denke, alle Wahrnehmungen sind und bleiben subjektiv, Demzufolge auch die Schlußfolgerungen. Das mit den unseren Regierungschaoten teile ich sofort
    Nicht ganz ernst : Gibt es eigentlich jemanden, der Bild tatsächlich LESEN kann? Die ist nicht mal ansehbar.
    Möglicher Weise etwas für unsere Millionen Analphabeten.
    Corona freies Weiter mit Zarah Leander : In hundert Jahren ist. Alles vorbei!
    Geht schneller dessen bin ich unerschütterlicher älter Optimist sicher.
    8 Grad sind fast tropisch, stellt man sie sich so vor,
    Und der Spatz in der Hand ist alle Mal besser als die Taube auf dem Dach, und auch saure Trauben sind Obst! Also keinen deprimierenden Verzicht, bitte.
    Herzlich Wolfgang

      1. Denke ich auch. Vernünftig zu debattieren ist immer ein Vergnügen. Besonders bei dem vielen Unsinn der verbreitet wird und angesichts der Debattenunkultur unserer eigentlich dafür vorgesehenen Institutionen.

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