Morgens zum Sonnenaufgang am Weissen See zu sitzen ist schön. Schöner wäre es nicht allein dort zu sitzen.
Handy inklusive App zu Hause vergessen. Macht nichts, ich treffe keinen Menschen.
Bin viel weniger draußen als ich das möchte – die zunehmende Rücksichts- und Sorglosigkeit der Mitmenschen gruselt mich und treibt mich meist schnell wieder in die eigenen vier Wände. Mindestens genau so gruselig: Fernsehnachrichten und Politkerverhalten. Man möchte in den Tisch beißen. Gepflegter Eskapismus scheint momentan das Mittel der Wahl.
Am späten Abend Regen, endlich Regen.
Seit Tagen trage ich allabendlich 40 Liter Wasser an die Schwarzpappel. Mangels Schlauch ist das ein echter Job, vier Mal ein langer Weg mit dem Zehnlitereimer durch den Keller und über den Hof. Hätten die armen Pflanzen eine Stimme, es wäre verdammt laut in der Stadt.
Bis zum heutigen Tage war kein Fachmann an dem Baum. Ich fürchte, man wird ihn einfach sich selbst überlassen und hoffe sehr, daß er über die brachialen Bruchflächen keinen Schädlingsbefall erleiden wird. Die Dachrinne des alten Waschhauses (Bauhaus-Archiv) glänzt nach wie vor durch Abwesenheit, Reparaturen am Dach habe ich auch nicht gesehen. Halbgare Dinge, Unfertiges – es ist ein Elend. Das gleiche Bild in meinem Leben – halbgare Dinge, Unfertiges. Das ist alles so wenig schön, manchmal möchte man einfach gepflegt durchdrehen.
Wie immer das Gegengift: handeln. Akquisen abfeiern, Präsenzen betreuen, Bäume gießen, Katzen pflegen, Keller entrümpeln (da bin ich inzwischen einen großen Schritt weiter). Wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll – irgendwo, ganz egal. Nur anfangen!