Die letzen Monate waren raubeinig. Kämpfen um die berufliche Existenz, jeden Monat aufs Neue. So Vieles coronabedingt nicht mehr getan – kein Tanz, kein Kino, keine Bar. Vor allem: wenig Natur. Ohne den ÖPNV komme ich nicht in den Wald, und die Öffis mied und meide ich wie die Pest. Richtig übel: Spontaneität ist seit neunzehn Monaten nicht mehr möglich; alles muß geplant, reserviert, eingeplant werden. Dazu die Mutter, die ihr Leben vor die Wand fährt. Dutzendweise Dinge, die der Bruder und ich eingeleitet haben – unter Mühen und Arbeit – die sie dann auflaufen ließ, obwohl sie vorher ein Placet gegeben hatte.
Bald die lang geplante Reise, die abzusagen nicht mehr möglich war, und damit bis auf die letzen Stunden das Bangen um den PCR. Nun auch noch die zahnigen Kalamitäten des Mannes, mit allen Schikanen. Wir lachten gemeinsam darüber, daß jeder von uns darüber nachgedacht hatte den Koffer erst zu packen, wenn der PCR angekommen und negativ sei. Keine gute Idee – es wäre der pure Stress. Dann lieber pragmatisch wie melancholisch im Fehlerfalle wieder auspacken.
Bei der Verfertigung der Weihnachtsgeschenke vertue ich mich so heftig, das ich 2x drei Stunden Arbeit nur noch entsorgen kann, und dann von vorn beginnen.Beim Training muß ich eine Übung falsch angesetzt haben. Habe tagelang Schmerzen, für die ich zunächst keine Erklärung hatte, mache mir dementsprechend Sorgen.
Die Türen sind nach wie vor nicht gestrichen, von den Fensterrahmen ganz zu schweigen, die Hausverwaltung rührt sich nicht.
Alles zusammen liegt gewichtig auf den Schultern, die dicksten Dinger schon lange, nicht nur kurzzeitig.
Diese Liste von Mimimi kann man natürlich endlos fortschreiben. Was auch geht: den Blickwinkel wechseln.
Meiner Ma kann ich nicht helfen, wenn sie sich nicht helfen lässt. Meine Menschen werden mich auch dann noch lieben, wenn meine Weihnachtsgeschenke nicht perfekt sind. In Sachen C-Infektion habe ich getan, was ich konnte. Wenn’s trotzdem knallt, habe ich mir nichts vorzuwerfen, und könnte auch nichts weiter tun als den geplatzten Traum demütig hinzunehmen.
Anders gesagt:
God, grant me the serenity to accept the things I cannot change,
Courage to change the things I can,
And wisdom to know the difference.
Alles andere wird sich finden, und auch hier ist ein Perspektivenwechsel hilfreich. Statt ständig wie das Kaninchen auf die Schlange auf alles zu starren, was nicht geht oder gar schief läuft, auf das Fokussieren, was DA ist. Das kann alles Mögliche sein, von der aufgeräumten, warmen Wohnung, über Blumen auf dem Tisch und gutes Essen bis zu Freunden, die man hat, und Sachen, die gelungen sind trotz allem. Gesund zu sein – at least as far as I know – ist auch nicht zu verachten. Noch Kraft zu haben und Lust auf viele Dinge. Handlungsfähig zu sein und zu bleiben. Auch diese Liste ist lang. Und vermutlich nicht nur bei mir.
Es hängt alles davon ab, in welche Richtung man schaut. Und wenn gerade gar nichts mehr geht: Tanzen!