Ich habe jetzt – nachdem ich über 40 Masken für Freunde, Bekannte und Supermarktpersonal genäht habe – das Maskennähen eingestellt. Gerne habe ich die Dinger nie gemacht. Sorgfältig ja, aber nicht gern, eher mit deren Sinnhaftigkeit im Kopf. Jetzt mag ich es nicht mehr tun, es sei denn es kommt noch eine Anfrage aus dem Freundeskreis. Es ist einfach so, daß mich diese Arbeit deprimiert. Bunte lustige Stoffe hin oder hier, die Dinger sind keine nettes Assessoire, kein freundlich modisches Beiwerk. Ich möchte mein Gesicht zeigen, ich möchte Gesichter sehen. Bei dem Gedanken, daß wir womöglich auf sehr lange Zeit mit den Masken herumlaufen werden so bald wir die Wohnung verlassen, wird mir einfach nur schlecht.
Es ist wie der Ausdruck einer Lebensperspektive, die einfach gemein ist. Solche Dystopien kannte ich bisher nur aus Filmen … ich wünschte, das wäre so geblieben. Man möchte flüchten vor diesem eingeschränkten Leben – und daß wir uns nicht falsch verstehen: Ich kann mit den Ausgangsbeschränkungen durchaus leben. Es stellt sich eher die Frage wie lange man mit diesem massiven social distancing leben kann. Mir jedenfalls zieht es das Mark aus den Knochen. Und über die ökonomischen Sorgen mag ich nichtmal reden …
Dem Manne bleibt es auch nicht in den Kleidern hängen, und nach allem, was ich sehe, reagiert er paradox. Igelt sich ein, innerlich wie äußerlich. Nicht hilfreich. Wenn ich raten muß, was ein anderer will, mache ich auch zu, aus purer Hilflosigkeit. Kann ja nicht hellsehen. Wünsche, Bedürfnisse klar auszusprechen – das würde mir helfen, und sicherlich auch uns. Die schweigende Gereiztheitswolke ist da echt kein gutes Ding.
Ein heller Punkt im Tag: Geschenke verpacken. Der Liebste hat demnächst Geburtstag. Mir fallen verlängerte Lieferfristen wie geschlossene Läden bedingt auf die Füße – zwei Dinge werden wohl erst Ende April eintreffen bzw. fertig sein. Nunja, dann kommt die Freude – jedenfalls hoffe ich das – eben auf Raten.
Tröstlich: Die Rabaukentruppe. Zwar sind die Fronten unter ihnen noch immer eher unscharf, was eine Menge Jagerei und fliegendes Fell zur Folge hat, andererseits passt sich der Kleine langsam ein. Es ist so schön, daß er zunehmend Bezug nimmt, daß er nunmehr zu schnurren anfängt, wann immer ich die Arme um ihn lege. Er kommt jetzt an in einem Zuhause, so nehme ich das wahr. Und es macht mich froh.
Morgen bin ich wahrscheinlich schon wieder raus aus dem ‚Mimimi‘ – aber leicht und unbelastet, das ist anders.
Schnurrende Katzen sind ja eine gute Medizin.
Unbedingt.
Dieses ‚Nein, nein, nein!‘ hält sich auch am Tage eher in Grenzen – da regiert die Resilienz – aber die Nächte sind oft schwierig.