Endlich einmal Zeit und Ruhe. Ich stehe viel in der Küche: Der Welt beste Bolognese, saftiger Rotweinkuchen, Croutons, Ceasar’s Salad, Reitersuppen und Rotweinbraten. Es macht soviel Freude unter meinen Händen Dinge entstehen zu lassen, die wunderbar aussehen und betörend duften. Die Anchovis fallen mich abrupt an. Die am Morgen sorgsam gebügelte Bluse darf direkt wieder in den Wäschekorb. Katz‘ findet das fischige Öl am Boden extrem interessant und stört die Störfallbereinigung nach Kräften.
Daneben noch Pflanz- und Gießzeit – die fleißigen Lieschen machen schon als niedliche Setzlinge ihrem Namen nach wenigen Tagen alle Ehre. Waldmeistergrün aromatisiert mir im April den kühlen spanischen Weißwein (Maibowle? Pah!)
Ein warmer Nachmittag im Mauerpark. Staubig, laut, lustig, anregend. Das Auditorium im kleinen Colloseum ist bester Laune und hat so gar keine Lust, das mit Verve vorgetragene Stück von Abba (Mammamia!) mit dem nach unten gerichteten Daumen zu strafen, vielmehr Jubel und Applaus für eine Darbietung, die zwar nur jeden vierten Ton traf, jedoch viel Mut bewies.
Traumwetter. Schöne Tage. Kein Sex.
Naja – wir wollen ja nicht unbescheiden werden.
Das sieht köstlich aus. Was habe ich mir denn unter einer Reitersuppe vorzustellen? Davon habe ich noch nie gehört.
Reitersuppenrezepte gibt es einige. Jede Familie, die sie kocht, scheint ihr eigenes Traditonsrezept zu haben. Gemein ist ihnen allen eines: die säuerliche Note und die Tomatenbasis. Wird ausschließlich Frischware verwendet – Paprika, Möhren, Champignons, manchmal Weißkohl- und/oder Gurkenstreifen, kommt die Säure aus zugegebenem guten Essig in Kombination mit Zucker und Zwiebel. Man kann es sich aber auch einfacher machen und handelsübliche Sauerkonserven einsetzen, zum Beispiel den sogenannten Puzstasalat. Mitunter ist auch ein wenig Rotwein mit im Spiel.
Die eigentliche Besonderheit der Reitersuppe, abgesehen von ihrer Säure, ist die Tatsache, daß keinerlei Stärke in ihr vorkommt. Kartoffeln sind ebenso verpöhnt wie Teigwaren oder Reis. In den traditionellen Rezepten ist die Brühenbasis, plus dem gekochten Fleisch, Fleisch vom Rind. Die Sache ist aber sehr variabel: Man kann gut zunächst Hackfleisch krümmelig braten und von da aus weiterarbeiten. Ich trickse noch ganz anders: Das Innere von zwei groben Bratwürsten, in kleinen Kugeln scharf angebraten, mit ein wenig Merlot abgelöscht, dann die Brühe, der Pusztasalat, Tomaten in Stücken und noch etwas Tomatenmark. Ein wenig Senf. Champignons brate ich mit gehackter Zwiebel an, bevor ich sie zur Suppe gebe. Abgeschmeckt wird mit Zucker, Salz, schwarzem Pfeffer. Ganz gewiefte Köche geben noch einen Schluck schwarzen starken Kaffee zur Suppe.
Mein persönliches Rezept im Detail schicke ich Ihnen gern, wenn Sie mögen. Kann mir aber gut vorstellen, daß Sie da gern selbst kreativ sind.
Vielen Dank für die Erklärung – ich habe noch nie von der Suppe gehört. Ich werde mal meine jüngere Schwester Rosarium und ihren Ehemann Kaktus fragen, ob sie die kennen. Beide kochen gern und gut. Ich habe eben versucht, herauszufinden, woher die Suppe ihren Namen hat, das scheint aber keiner zu wissen, ich fand nur lauter Rezepte (u.a. mit Ochsenschwanzsuppe aus der Dose als Zutat – huch!).
Ochsenschwanzsuppe? Mmh. Das kann man machen, wenn man für die Verfertigung von A bis Z zu faul ist. :)
Ich kenne noch eine Variante, die mit Sauerkraut und etwas roter Beete angefertigt wird. Den Namen hat sie – habe ich mir sagen lassen, weiß nur nicht mehr von wem – weil weiches Rindfleisch im Spiel ist, Paprika eine Hauptzutat ist und sie auch ganz gern scharf abgeschmeckt wird. Von daher brachte man die Suppe mit den Reiterhorden der östlichen Steppen in Verbindung, die ja angeblich ihr Rindfleisch unter dem Sattel weichgeritten haben. Woher die allerdings die Paprikas gehabt haben sollten ist mir auch schleierhaft.