Über die therapeutische Wirkung des Putzens

Es gibt Zeiten, in denen wichtige Dinge nicht funktionieren aus Gründen, die man selbst nicht zu verantworten hat – Klienten, die nie zurückrufen und die man telefonisch tagelang nicht erreicht, Ämter, die – so nehme ich an – überlastet sind und in laufenden Dingen nicht in Schuhe kommen. Sowas eben.

Heute war für mich so ein Tag. Seit Tagen telefoniere ich einer Sache hinterher, schreibe Mails – nichts bewegt sich. Auch heute wieder ein solches Telefonat. Ergebnis: Ich möge noch einmal morgen anrufen (inklusive jeweils 2x aus der Leitung fliegen und 10 Minuten nervige Warteschleife ertragen). Das ist Frustration.

Alles Anliegende war erledigt. Der Plan B in die Bibliothek zu radeln – dort bin ich gern – ersoff in Schlagregen und Gewitter. Als die vorbei waren, war es für den Plan B zu spät. Der Frust war aber immer noch da, ich fühlte mich genervt, unrastig, nutzlos, alles fühlte sich nach verbrannter Zeit an (Lebenszeit, verdammt! Die ist kostbar.)

Die Themen Berufliches, Haushaltsübliches, Katzenpflege, Abendessensplanung waren längst in der Tagesroutine erledigt. Zum Müßiggang fehlte mir in Folge der Frustration die nötige Ruhe.

Es gibt etwas, das dann wirklich hilft: Putzen. Am Besten mit Musik. Hier gibt es eine unmittelbare Linie zwischen Arbeit und Wirkung. Die Bewegung tut auch gut, die ganze Sache baut insgesamt das Stresshormon Kortisol ab. Die Putzerei ist also nicht nur ein Placebo, sie funktioniert mental wie physiologisch.

Ich kann es nur jedem empfehlen! Wenn das Gefühl allenthalben vor die Wand zu laufen, obwohl man alles getan hat, was man gerade tun konnte, übermächtig wird, putzt! Aber richtig. Nur Staub zu wischen wird nicht reichen. Danach ist man körperlich erschöpft, findet den sauberen Laden sehr angenehm, und hat nicht mehr das Gefühl einen ganzen Tag mit nutzlosem Driss verschwendet zu haben. Man bereinigt nicht nur sein Umfeld, sondern auch effektiv die Gemütslage.

By the way: Keller entrümpeln oder auszumisten funktioniert auch, ist aber aufwendiger.

(Küchenfronten abgeseift, Fenster im Wohnbüro und im blauen Zimmer geputzt, alle Räume gewischt, Spülmaschine gereinigt, Monitore gewischt, alle Katzenhaare von allen Möbeln entfernt, Holzflächen gepflegt. Bonus: Sommergarten von Totholz befreit.)

4 Kommentare

  1. Wahrscheinlich kannst du dich bald nicht mehr retten vor Angeboten, in diversen Wohnungen deinen Frust wegzuputzen. Wir hätten hier auch noch einige Fenster, denen so eine Frustbewältigung gut täte 😉. Aber es stimmt schon, die körperliche Betätigung baut die Anspannung ab und das saubere Zuhause ist am Ende extrem befriedigend. Ich werkele auch gerne im Garten, da kann ich innerhalb von Sekunden alle Themen ausblenden und mich wortwörtlich erden.

    1. Radio Eriwan sagt: Im Prinzip ja 🙃 Nur hätte ich immer ziemlich weite Anreisen.

      Im Garten werkeln würde ich auch vorziehen, leider habe ich keinen.

  2. Ich biete digitales Putzen gegen analoges Putzen. ;)
    Scherz beiseite, ich kann das Konzept grundsätzlich verstehen.
    So wie andere zuerst einmal 20 Kilometer durch den Wald laufen.

    Bei einem Perfektionisten wie mir scheitert es daran, dass es immer irgendwelche Stellen gibt, die nachher nicht besser als vorher aussehen. Zum Beispiel Armaturen in der ansonsten neuwertigen Mietwohnung, die nicht mehr neuwertig aussehen.

    1. Das kenne ich. Hier sind es die lichtvergilbten Innentüren – da hilft nur streichen und das traue ich mir nicht zu. Selbst für Perfektionisten kommt immer ein Punkt, an dem sich Abstriche nicht vermeiden lassen.

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