Traditionen?

Sind es Traditionen oder einfach liebgewordene und schöne Gewohnheiten? Narzissen im Februar, Tulpen im März, Gänseblümchen im April, Flieder im Mai, Pfingstrosen im Juni. Der Flieder war dieses Jahr sehr früh dran. Immer wieder vergaß ich ihn schneiden zu gehen. Es gibt ein paar große Fliederbäume – von Sträuchern kann man nicht reden – um die sich niemand kümmert. In zwei, drei Tagen wird mein Baum der Wahl schon halb verblüht sein. Ein paar kleine Zweige stehen nun auf meinem Tisch. Meine Pfingstrose habe ich gestern nach Ankündigung von Nachtfrost ins Bad evakuiert.

Sowas wie Tradition hat inzwischen auch der fleissige Sonntag. Nach dem Besuch der Freundin packte es mich wieder. Eine Partie Wäsche abgenommen und verräumt, Sofa abgezogen, Bezüge (aus-)sortiert, Sofa und Kissen neu bezogen, eine Wäsche angeworfen, den dritten Durchgang in Sachen Catboxen erledigt, Katzenstreu weggesaugt, Workout geturnt, Bad geputzt, Müll und Altglas weggebracht, Balkonpflanzen gegossen, Waldmeisterwein angesetzt, vier Blusen und einige Kleinteile gebügelt, Wäsche aufgehängt. Tiere gefüttert. Abendessen für mich gab’s auch. Was man so alles schaffen kann in knapp über vier Stunden, wenn einem danach ist und die Energie da ist.
Habe mich jetzt wegen des schlechten Wetter so lange um die Bude gedreht, daß alles picobello ist. Von Schuhen über Kleiderschrank bis Unterwäsche nur noch Sachen, die in Ordnung sind, die passen, und die getragen werden. Selbst die Bügelwäsche im Gerundiv (‚zu bügelnde Wäsche‘) ist nun sehr aufgeräumt und übersichtlich – im Sinne von nicht umfangreich. Bin gespannt wie lange es diesmal dauert bis die Entropie wieder zugeschlagen haben wird.

Wenn ich dann zufrieden auf dem Sofa vor dem Polizeiruf sitze, wünsche ich mir manchmal ich könnte diese wunderbar sauberen und sortierten Zustände einfrieren. Ein vergeblicher Wunsch. Schon morgen werde ich wieder Katzenhaare ausbürsten, um Catboxen segeln und wieder kochen – aber weder bügeln noch aufräumen. 😊