Eine seltsame Nacht. Um kurz nach 21 Uhr bin ich nach einer Verabredung wieder zu Hause, und plötzlich so müde, daß ich spontan beschließe ins Bett zu gehen. Die Folgen waren zu erwarten – um Vier am Morgen hellwach, schlicht ausgeschlafen. Die Nacht ist kühl und still, drei Katzen um mich herum wundern sich, daß ich aufstehe und mich anziehe. Schuhe, Jacke, eine kurze Runde um den Block.
Ich mag Nachtspaziergänge. Sie erinnern mich an die Nachtwanderungen mit meinem Vater. Mittwoch ist es ein Jahr und ich kann es noch immer nicht fassen.
5:20h – Kaffee und Nachrichtenlesen. Einen Eintrag schreiben (Politik, hier! – my ass), ein wenig mit meinem VPN herumspielen. Noch etwas schlafen.
Danach ein sonniger Sonntag. Auf dem Balkon frühstücken, in der Sonne lesen, mit den Katzen spielen, ein bischen arbeiten. Was ich nicht tue: Zeit totschlagen. Jeder Schritt hat Sinn und ist so gewünscht. Allenfalls ist das alles noch etwas ungelenk. Seit ich 25 war bin ich fast immer Teil eines Paares gewesen. Jetzt nicht mehr jemand anderen mit zu denken ist entsprechend ungewohnt und fühlt sich ein wenig so an wie der erste Auftritt in einem neuen Kleid – man bewohnt es noch nicht, ist sich selbst eigentümlich fremd.
Viele Sonntage der letzen Jahre waren nicht meins. Jetzt tun sie mir gut. Sie sind ruhig und friedlich. Erholsam. Zwar bin ich zuviel allein – Freunde können einen Liebsten nicht ersetzen und Corona sorgt für den Rest – aber langweilig ist mir nie. Ich ordne, sortiere, werfe weg. Die Fähigkeit empfundenen Schmerz in Aktion und Pläne umzumünzen scheint fester Bestandteil meiner Seelenmöbelierung zu sein. Ende Oktober möchte ich so weit sein, das in meinem Leben kein materieller Ballast mehr existiert und ich jederzeit zügig und effektiv Umzugskisten packen könnte.