Es ist ein anderes Schreiben geworden über die Jahre. Tagebuchartiger. Tageskameen, Beobachtungen, kleine Freuden – und Leiden. Eine persönliche, auf den ersten Blick kleine Welt, ein überschaubarer Horizont (um es einmal freundlich auszudrücken), ein wenig Kochen und savoir vivre.
Als ich anfing, war ich oft hochpolitisch und aggressiv, weil entsprechend geladen. Mein Denken ist noch immer so, ich bin kein unpolitischer und auch kein am Tagesgeschehen uninteressierter Mensch. Schon alles da im Kopf und in der Wahrnehmung. Nur schreiben mag ich nicht mehr darüber. Über das Warum dahinter habe ich oft nachgedacht … Es ist eine gewisse Abgeklärtheit, die sich da Raum schafft. Ich mag nicht mehr die bekannten Diskussionen führen … So vieles, das sich abspielt ist ermüdend mehr vom Gleichen. Die Vorzeichen wechseln, der Tenor ist bekannt und vertraut, die Entwicklung beobachten, das ja. Drüber diskutieren? Eher nicht, und wenn doch, dann face to face mit Freunden.
Die anderen Themen – aktuelle Aufreger … da bricht bei mir meist nur Langeweile aus. Literatur und Theater? Das können andere viel engagierter, und daß ich Fachfrau bin und noch immer am Puls – geschenkt. Die Bücher, die ich durchaus hätte schreiben können, von digitalem Prekariat bis zu einer Frauenwelt NACH Alice Schwarzer – sie wurden glücklicherweise von anderen geschrieben.
Das Distinktionsmerkmal – MEIN Distinktionsmerkmal – sind jene Erfahrungen, die nur ich in dieser Weise mache, eben weil ich so bin wie ich bin. Und die mag ich (mit)teilen. Tagebuchblogger. Das ist wohl so. Sollte das anders sein? Und wenn ja, warum? Ruhm, Ehre, Bekanntheitsgrad sind Dinge, die mir nicht besonders wichtig sind. Das ist sicher, denn ich hatte sie, irgendwann.
Um anderes zu Tage zu fördern, müßte man mich – per Kommentar – gegen den Strich bürsten. Das aber geschieht nicht. Und so bleibe ich persönlich und konziliant. Und nur für einen sehr kleinen Kreis von Interesse.