Allem voran: Es ist unglaublich schön zu fühlen, daß meine Motivation zurückkehrt. Ich mag wieder arbeiten, mit der alten Freude daran. Stehe vergnügt in der Küche und koche drei Gerichte gleichzeitig vor, engagiere mich in Freundesdingen, mag wieder ausgehen. Die Erleichterung ist unbeschreiblich – es war so schrecklich hart in den Wochen seit dem 23.Oktober. Äußerlich alles unverändert. Ich arbeitete, ich kochte, behielt die Dinge im Griff, doch funktionierte buchstäblich alles nur über preußische Disziplin und Stoa, die innere Beteiligung schlicht nicht vorhanden. Als hätte sich mein ganzes Sein eingeigelt, abgeschottet – nicht zu erreichen, nicht ansprechbar – ‘The person you are calling is momentarily not available. Please try again later’.
Nun taste ich mich langsam zurück …
Das Kismet schickt mir Unterstützung: Meine Freunde brauchen meine Hilfe. Einer hat seine ganze Internetpräsenz vor die Wand gefahren und bittet um schnelle Rettung, jemand hat sich den Knöchel verstaucht und bittet mich für ihn ein paar Sachen einzukaufen, dem Dritten ist ein junger Kater zugelaufen und er ist – selbst fast erblindet – vollkommen überfordert und hat von Katzen soviel Ahnung wie die Kuh vom Eistanz. Ich bin also eingebunden und habe plötzlich so richtig zu tun.
Vor allem die Katzengeschichte fordert mich: Der kleine Katzer muß zum Tierarzt – ist der gechipt, läßt sich der Besitzer ermitteln? Ich fahre den Kleenen mit dem Rad zum Tierarzt – gesund, ungechipt, nicht kastriert, ergo vermutlich auch nicht geimpft, aber behandlungsbedürftige Ohrmilben hat er. Ehe ich es mich versehe, habe ich den Hut auf und bin direkt einige Euros los.
Innerhalb weniger Stunden schaffe ich es eine Pflegefamilie für das Tierchen aufzutun – und natürlich bin ich es, die das kleine Tier da hinbringt, in der frühen Nacht, und die ein Übergabeprotokoll aufsetzt und Ross und Reiter prüft … [Dem Kater geht es wunderbar in seiner Pflegefamilie, Bastet sei Dank!], doch ist natürlich die Lage eine unklare so lange ich die Tiersammelstelle nicht erreichen konnte. Ich arbeite noch immer daran.
Als würde das nicht reichen, habe ich irre zu kämpfen – der kleine Kater ist ein Wunder von einem Tier: menschenbezogen, stubenrein, neugierig, sanft, lebhaft – mit einem Wort: Einfach ein Hit. Und ich hadere: Verträgt meine Katzenbande ein weiteres Tier? Sind knapp 60 Quadratmeter und ein großer Balkon hinreichend für drei Tiere? Will ich mir das wirklich noch einmal antun, diesen ganzen Spuk von Kastration, Impfung, Chip bis zur Erziehungsarbeit – er ist laut TA höchstens sechs Monate alt – von der Vergesellschaftung mit meinen beiden ganz zu schweigen?
Der Mann in meinem Leben ist dagegen, hat das aber bisher nicht verargumentiert … Ich selbst weiß gut, daß ich meinem Urteilsvermögen in dieser Sache nicht hundertprozentig trauen kann, weil ich mich a) verliebt habe und weil man sich b) mit 30 Jahren Katzenerfahrung sowieso für den besten Dosenöffner der Welt hält und kein anderer vor den eigenen Augen Gnade findet. :)
Die Geschichte wird also noch einige Zeit spannend bleiben …
Nicht verändert hat sich ein vollkommen verdrehter Rhythmus. Ich lebe wie ein Schichtarbeiter: Schlaf zwischen fünf Uhr morgen und high noon. Alles andere logischerweise zu Zeiten, in denen andere Menschen schlafen. Wie ich damit umgehen soll, weiß ich noch gar nicht (bevor jemand fragt: Blutwerte sind top, organische Ursachen sind auszuschließen)
Wie die Überschrift sagt: Es ist turbulent hier. Über die Kante gekippt ist mein Nähhobby – jeden Menge Pläne, aber irgendwie fehlt die Ruhe dazu. Immerhin kam und kommt ein gewisser Weihnachsimpetus auf – Schlemmertage sind angesagt, Baum ist wunderschön, alle Geschenke sind da und verpackt.
Alles andere braucht wohl wieder mal nur Geduld und Beharrungsvermögen.