2x Nachtkatze

Kennt ihr noch den Werbespot aus den 70ern mit dem Lenor-Gewissen? Die Bildqualität ist unterirdisch, das ist aber auch nicht der Punkt – vielmehr geht es um das Zerfallen der Person in zwei Instanzen. So fühle ich mich seit Wochen, immer so mit zwei Ichs.

Eines davon läuft wie immer: Lebensdinge wie Steuererklärungen und Berufskram werden sauber abgearbeitet, Frau lacht mit Freunden, schmeißt ihren Haushalt, macht knurrend die Buchhaltung und das Mahnwesen, kuschelt und pflegt zwei Katzen, versorgt den kranken Mann mit Essen, geht ab und an spazieren, kauft Weihnachtsbäume und plant ein Weihnachtsfest, kümmert sich um hundert Belange der verwitweten Mutter, freut sich auf den Besuch eines Freundes, kocht sich einen Wolf – was man eben so macht in seinem Leben.

Die andere Instanz schläft nie vor Vier am Morgen (Präsenile Bettflucht? – Nicht wirklich. Vielmehr jagen mich meine Träume), schaut stundenlang eskapistisch Serien (falls Zeit dafür ist), weint beim Blick auf die Armbanduhr (des Vaters Uhr), kommt schwer aus dem Bett und noch schwerer an Motivation, tut viel von dem, was getan werden muß mitten in der Nacht, trinkt mehr Weisswein als gut ist, und hasst den Blick in den nebelschweren Novemberhimmel aus tiefstem Herzen.

Oszillieren. Mal mehr, mal weniger.

Die Vatertochter, neuerdings ohne Vater, ist maßlos dankbar für alle, die jetzt ihre Unterstützung schätzen und brauchen.
Ihr haltet mich aufrecht, und ich danke euch sehr dafür.