WordPress – ein Rant

2004 erschien die erste offizielle Version von WordPress. 2007 gewann das System einen der Preise für offene Content Management Systeme.
60% aller CMS-basierten Websites setzen heute auf WordPress auf.

Wir Entwickler beobachteten die Entwicklung sehr genau, und ab 2011 war ich mit dem System nicht mehr so glücklich wie zuvor. Der Kern (WP core) wurde immer elaborierter und umfangreicher, ich fand dort Entwicklungen, die ich mir eher in Modulen (Plugins) gewünscht hätte. Der Ursprungsgedanke, so wie ich ihn verstand (schlankes System, für den Anwender leicht bedien- und erlernbar, für den Entwickler durchschaubar) wurde immer weiter verwässert. Ich war nicht mehr glücklich mit dem Sytem, aber noch immer zufrieden. Den Customizer hasste ich später inniglich – die option pages schienen mir immer weit anwenderfreundlicher.

Jetzt aber kracht es endgültig. Mit dem fest implementierten Editor Gutenberg ab V5.0 ist offenbar nicht nur für mich eine Grenze überschritten. Die Idee dahinter ist verständlich und gut: gebt dem Anwender einen page builder, der systemimanent ist, damit er sich nicht mehr mit Buildern aus Plugins herumschlagen muß.

Nur hat das leider (noch?) nicht hingehauen. Gutenberg zickt und spuckt im Einsatz an vielen Stellen. Die Entwickler werden irgendwie damit fertig, der kleine User nicht!
Ich sage: Das Ding ist unausgereift. Ein Jahr draufzugeben und ihn erst in der 6.0 fest einzubinden wäre eine gute Idee gewesen. Selbst Automattic (die ‚Mutter‘ von WordPress) scheint der eigenen Entwicklung nicht wirklich zu trauen, denn ausgerechnet sie ist es, die ein Plugin auf den Markt wirft, daß das Abschalten des Gutenberg-Editors nach Bereichen ermöglicht.

Nunja.

Was ich aber richtig finster finde: Nach so vielen Jahren wird es nun eine Fork (=Variante/Ableitung) von WordPress geben, die ohne den umstrittenen Editor läuft. Aus meiner persönlichen Sicht kann ich das nicht begrüßen. Die WordPress-Welt wird von nun an in zwei Richtungen auseinander laufen, der ‚kleine‘ Anwender wird damit ohne Beratung nicht mehr wissen, welches der beiden Systeme für ihn das ‚richtige‘ ist.
Für meinen Beruf ist das wunderbar – der Beratungsbedarf wird schlicht zunehmen. Aber das, wofür dieses System einmal stand – siehe oben – ist aus meiner Perspektive Geschichte.
Und das ist ein Trauerspiel.