Grundlage

Ich glaube daran, daß Sein politisch sein und wirken kann, ohne sich explizit mit Politik zu befassen. Ich glaube daran, daß es einen Sinn hat, soziale Kälte anzuprangern, die Coolness-Arschlöcher der Welt auszulachen, und Königswissen lächerlich zu machen. Ich glaube daran, daß der einzige Weg nach vorn dort beginnt, wo Menschlichkeit und Rücksicht einen Wert darstellen. Ein kleiner Stein, der im Wasser langsam große Ringe macht.

Was auch immer zu ändern sein mag, wird nur beginnen können in eines jeden Umfeld. Jeder Einzelne kann zur Veränderung beitragen. Jeder. Es ist so leicht über die mangelnde gesellschaftspolitische Relevanz des eigenen Handelns zu lamentieren, hier und anderswo. Es ist so leicht große Reden zu schwingen und seitenlange Briefe zu schreiben an die Ausbeuter der Bauern in Nicaragua. So schön weit weg. So schön abstrakt.

Den Nachbarn freundlich grüßen, obwohl er einen ständig zuparkt, selbstverständlich das Paket annehmen, das nicht für einen selbst ist, der Nachbarin das DSL einrichten, reden, zuhören, da sein, im Kleinen beginnen – das ist langsamer, das sieht nach nichts aus, das verändert die Welt erstmal gar nicht… Meint man. Wenn nur einer danach handelt, dann mag das stimmen. Wenn es viele sind, wird sich etwas bewegen.

Naivität? Vielleicht ja. Möglich allerdings, daß diese Naivität wichtig für unser Überleben ist, für das Aufeinanderzugehen, für eine Gesellschaft, die den Namen wieder verdient.

11 Kommentare

  1. Mündigkeit und Verantwortung sind m.E. machtvolle Mittel. Wenn man sie bewusst erlebt und mit Augenmaß und Empathie umsetzt. Doch genau das scheint für zu viele Menschen ein kaum zu bewältigender Anspruch zu sein.

    Dabei kann es schon in einfachen Dingen gelingen: bewusster konsumieren, Dienste und Systeme genauer verstehen oder schlichtweg hinterfragen.

    Aber es gibt zwei starke Gegner: Hedonismus und Bequemlichkeit – beides widerspenstige Repräsentanten der Ego-Abteilung.

    Man kann auch abseits von Wahlurnen etwas bewirken – wenn man damit nur endlich konsequent anfängt…

    1. Das gehört auch dazu. Ganz sicher.
      Schwerpunkt meiner Einlassung hier ist Margot Friedländers Aufforderung: Seid Menschen.

  2. Kannst Du Dir vorstellen, dass viele Menschen genau dazu, dem Menschsein, eine detaillierte Anleitung brauchen? (Man denke nur an die Vielfalt in Ethik und Moral…🤓)

  3. In Vielem einverstanden, der erste Satz stimmt nicht mehr, wenn das Folgende gelesen und verstanden wird. Zudem bin ich ein wenig mehr bei Bro One. Mein Brecht fällt mir ein:“ Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“. In der Absolutheit sicher auch zu heftig.
    Jedoch, wenn die Werte, die beschworen werden, der gegenwärtigen Gesellschaftsmoral nicht inne wohnen, wird es schier unmöglich die gewünschte Welle mit Sanftmut auszulösen.
    Ich denke die Ghandi – Zeit ist für immer vorbei.

    1. Ich bin nicht für Sanftmut um jeden Preis. Mitunter sind klare und deutliche womöglich gar harte Worte angebracht. Mein erster Schritt wird allerdings nicht unbedingt ein sanfter, aber immer ein freundlicher sein.

  4. habe über queenall hergefunden….
    ich war mein leben lange (jetzt 56) freundlich, hilfsbereit, tolerant. hat aber andere nur animiert, auf mir rumzutrampeln, mich auszunutzen, zu verhöhnen.
    klingt frustiert – bin ich aber garnicht.
    nur sehe ich die welt mittlerweile sehr realistisch. natürlich bin ich weiter höflich und an meiner kinderstube können sich viele ´ne scheibe abschneiden. aber erwarten tu ich nix mehr.
    xxx

    1. Kann ich nachvollziehen, in jeder Hinsicht.
      Das ändert aber nichts daran, wer ich sein oder eben nicht sein möchte. Es verändert auch nicht den Glauben daran, daß Freundlichkeit, Solidarität und Hilfsbereitschaft die einzigen Eigenschaften sind, die uns als Spezies Mensch helfen können, gerade wenn die Winde rau sind.

    2. Ehre, wem Ehre gebührt. Toleraz, schier grenzenlose Hilfsbereitschaft, Großzügigkeit – sorgfältig dosiert. Die Mehrheit genießt meine freundliche und duldsame Neutralität. Und wenige meine Begabung, zu ignorieren.

      Manchmal beschleicht mich jedoch der leise Verdacht, dass ignorieren zu können wichtiger ist, als man es sich wünscht.

      1. Mir hängt Rolle an, die ich seit meiner Kindheit habe, und die hartnäckig an mir klebt. Ich kann mich nicht gut abgrenzen. Es wird immer besser, aber gut wird es wohl nie sein. Vielleicht geht es der bahnwärterin ebenso.

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