Wuselfreitag

In der Schwarzpappel rast ein wilder Wind. Fallwinde. Eigentlich kühl, aber mit überraschend warmen Einbrüchen. Den Tieren ist die Sache nicht geheuer und zu laut, trotz offener Türen fühlen sie sich drinnen sicherer. Mir geht es anders, ich mag das. Kann ohnehin nicht schlafen, habe auch irgendwie keine Lust dazu, lasse zum Windrauschen den Tag Revue passieren.

Meine Papiertiger sind auf Zeit vertagt. Schreiben sind versendet, Reaktionen sind abzuwarten, kein Ball mehr in meinem Feld. Buchhaltung auf Stand, Monatspflegen erledigt. Zeit also für andere Dinge. Sowieso. Freitag ab 13 Uhr ist Wochenende.
Die Katzen haben das nicht auf dem Schirm und bescheren mir viel Hinterherräumen – Bezoare und andere Querschläger. Ein schneller Einkauf ist auch noch nötig. Der übliche Kram also.
Über den Radiogarden läuft heute BBC World. Ich höre so gerne dieses Englisch! habe aber auch einen anderen Grund: Für mich ist das eine Sprache, die ich fließend spreche, aber wenn man sie nur liest und kaum spricht, verabschiedet sich schrittweise ein Teil des Vokabulars. Das war mir aufgefallen. Ein paar Tage BBC auf den Ohren lösen erfahrungsgemäß das Problem – der Wortschatz ist ja eigentlich da, er muß nur wieder sozusagen nach vorn geholt werden. Ich muß nicht einmal wirklich zuhören dafür, hören reicht. Für den Rest sorgt mein Hirn von allein.

In der Küche habe ich die Auflaufsaison eingeläutet, schon seit ein paar Tagen. Am Vormittag mache ich einen fertig mit Schinkenwürfeln, Lauch, Rösti und der selbstgemachten Auflaufsauce mit Käse, die mir aus dem Eisfach auf die Füße fiel. Abendessen wird fein!

Ein Kurzbesuch beim Mann, um vier kommt dann der Pankower Freund seine Kabel abholen und Kaffee trinken. Ein angeregtes Gespräch. Irgendwie kommen wir auf das Thema, was ein gelungenes Leben ausmacht. Schwerer, spannender Stoff, viele Geschichten. In der Quintessenz sind wir uns absolut einig. Ich mag diese großen Fragen am Kaffeetisch.

Eine Bemerkung am Rande: Das Belohnungszentrum im Hirn reagiert deutlich genervt auf Wunscherfüllungen, deren Anlieferung dann Tage auf sich warten läßt. Die Bluse, die Pastateller. Was ich jetzt noch brauche ist ein guter Tip für meine Verkäufe – so viel an gut erhaltener Materie, das ich gerne los wäre, aber nicht verschenken möchte. Ob ich mir doch einmal einen Meter auf dem Mauerparkflohmarkt leiste?

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