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Nach mehr als 10 Jahren habe ich dich spontan angerufen. Kein schlechtes Gespräch, doch zu viele alte Muster. Vor langer Zeit war ich eine Oberschülerin kurz vor der Matura, du elf Jahre älter und in einem anderen Leben zu Hause. Ich habe dir viel zu verdanken. Und anderes sicher nicht.
Ich frage dich nach dem Grund für das Versanden unseres Kontakts, und du deutest etwas an, das mit Egozentrik zu tun hat. Bei mir, versteht sich. Du hast eine neunzehnjährige Schülerin in dein Leben eingebaut, wie es dir passte. Mitsamt der auf eine Ehe hoffenden festen Freundin im Allgäu, drei Jahre lang. Und dann hast du ein Gespräch zwanzig Jahre später nicht ertragen, in dem es einmal n i c h t um dich gegangen ist? Als wir auflegen weiß ich, daß ich dir meine Kontaktdaten nicht schicken werde.

Ich hätte wissen können, daß viele meiner prägenden und schönen Erinnerung vom Schleier der Jahre noch weicher gezeichnet wurden. Daß Leoparden ihre Flecken nicht verlieren. Daß genau das Muster wieder greift, das vor Jahrzehnten den Stoff durchzog. Zumal nach eben dieser Erfahrung mit einem zweiten Menschen aus alten Zeiten, vor einem Jahr.

Was sich – unter anderem – verändert hat: Ich tauge nicht mehr zu Projektionsfläche, verwechsle nicht mehr den Wunsch nach Formbarkeit mit echtem Interesse am Gegenüber.

Es ist gut wie es ist.
Alte Träume lassen sich nicht wieder herstellen. Man muß neue träumen.


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