Generation Gap

Eine Nachbarin aus einem entfernteren Kiez verschenkt Sommersandalen, die mir sehr gefallen. Wir braseln ein wenig herum um einen Übergabetermin zu finden. Ich müßte weit fahren. Da schlägt sie mir – all of a sudden – einen Begegnungs- und Übergabeort vor, der ziemlich genau zwischen ihrer Wohnung und meiner liegt. Wie toll ist das denn?! Schließlich möchte ich etwas von ihr, und sie könnte sich auch bequem zurücklehnen.
Diese Farbe der Empathie, diese Art von buchstäblichem Sich-in-der-Mitte treffen – ich kenne es nur von der Boomergeneration oder älter. Natürlich wäre ich den weiten Weg gefahren. Und freue mir ein Loch in den Bauch über diese Mitte. Möchte und werde noch Blumen kaufen für sie. Meine Frage womit ich ihr eine Freude machen könne, überging sie.

6 Kommentare

  1. Das ist eine interessante Beobachtung. Ich überlege jetzt schon ein Weilchen, und es stimmt: alle Situationen solcher Art, an die ich mich erinnere, habe ich mit Boomer- oder älteren Menschen erlebt.
    Ich möchte glauben, daß das bloß daran liegt, daß die in meinem Leben eh so viel häufiger auftreten als Jüngere 😔
    Eventuell ist auch Deine Art, so etwas hoch zu schätzen statt es selbstverständlich mitzunehmen, generationsbedingt, fiel mir dabei auf. 🥴

    1. Jetzt fragt sich: Ist das eine Erziehungsfolge? Hat man diese Art von grundlosem Entgegenkommen den Folgegenerationen einfach nicht mehr mitgegeben? Und damit wir uns nicht falsch verstehen – Hilfsbereitschaft finde ich bei den Jüngeren auch, aber eben nicht dieses Aufeinander zugehen, einfach, weil man es kann.

      Was meine Wertschätzung betrifft, so ist für mich jede Art von Entgegenkommen hoch zu achten, immer schon.

  2. Übrigens finde ich mich inzwischen in dem Alter wieder, in dem manchmal von den ganz Jungen auf diese mitleidig- generöse Art geholfen wird, die Dir deutlich zeigt, daß Du offenbar schon gen Greis tendierst. Da versteht man 30 Jahre zu spät, warum die Alten manchmal so zickig reagierten, wenn man doch bloß nett sein wollte 🤭

    1. Die Krux ist ja zuallererst: Man wird Jahr um Jahr älter, aber man fühlt sich nicht alt. Ich zum Beispiel bin in meinen Werthaltungen d e u t l i c h progressiver als die meisten jüngeren Menschen.
      Aber du hast schon Recht. Wenn Herablassung aufscheint, kann man gar nicht anders als aggressiv zu reagieren. Auch das eine Erziehungsfrage, denke ich, auf Seiten dessen, der helfen möchte. Andererseits: Ist nicht die Ehrerbietung, die einem allein auf Grund des Lebensalters manchmal entgegen gebracht wird (vor allem von Männern aus anderen Kulturkreisen) nicht mindestens genau so irritierend?

      Die meisten von uns werden 90 oder älter werden, wir haben also noch ein Drittel vor der Brust. Da kann ich doch nicht schon jetzt denken, ich sei eine alte Dame. Und erlaube es auch niemand anderem. 🤭

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