Sonntagsbilder

Gegen 14:00h pfeife ich auf die Wettervorhersage und fahre in die Stadt. Heute ist der Kostenlos-Sonntag der Museen, die Sonne scheint, und es gibt einiges, das mich interessiert. Vor den Ausstellungen, die ich im Blick hatte, endlose Schlangen – nichts, was ich mir an diesem Tage geben möchte. So wird dann alles spontan. Ich lande gänzlich ungeplant vor dem Deutschen Historischen Museum. Lebhaftes Treiben allüberall, aber vor allem packt mich das Gebäude an sich. Bin viel zu selten in der Innenstadt, mir war der Bau nie aufgefallen, mutmaßlich bin ich hundert Mal im Nieselregen gesenkten Hauptes an ihm vorbei geschlichen, aber heute ist Sonne und Leben – was für ein schöner Bau! Die Architektentochter macht Architekturbilder. Wo ich nun schon einmal da bin, macht mich die Ausstellung »Roads not taken« neugierig – eine Was-wäre-gewesen-wenn-Ausstellung. Kann ich nur jedem empfehlen, der an Geschichte interessiert ist. Die Aufbereitung ist interessant und viel haptischer als man das sonst so von Museen kennt.


Auf der Brücke an der Bodestraße sitzen Musiker, eine Gitarre, ein Bass, und spielen lässigen Jazz. Fühle mich sehr an Metheny und Lyle Mays erinnert. Ein kleines schönes Gespräch in einer Spielpause. ✤ Meine Schuhe bringen mich langsam um, ich muß abkürzen. Diesen Schuhmacher, der schief ‘beschlug’ werde ich nie wieder aufsuchen! Der Blumenladen an der Museumsinsel, der Pfingstrosen zum guten Preis verkauft, wird warten müssen. ✤ Am Abend geeister Milchkaffee und Asimov, den ich gerade zum dritten Mal wiederentdecke, sowie lustige Kundenanfragen auf einen Sonntag, die ich zur Verblüffung der Klienten direkt beantworte und löse – gut für die Reputation. ✤ Ein Nachbar beschallt wieder einmal alle – ob sie wollen oder nicht – mit seinem Musikgeschmack (‘Manchmal wünsch ich mir mein Schaukelpferd zurück’ – my ass!), und als ich gerade aus der Haut fahren und einschreiten möchte, hört er endlich auf. Mei – this is Berlin.

Das angekündigte Gewitter kommt nicht, der Wind rauscht durch die Lieblingspappel. Eine schöne Nacht nach einem schönen Tag.