Auf der Schaukel

Die Nacht war kurz, vielleicht fünf Stunden. Zuerst die Waschmaschine anwerfen, dann die üblichen Tagesroutinen, wie meistens noch im Morgenmantel. Kaffee starten, Tiere füttern, blaues Zimmer lüften, durchsaugen. Schließlich Kaffee und Frühstück. Wäsche aufhängen, Mails abholen, die gestern vorbereiteten versenden. Während ich dusche trocknet der Pullover, den ich anziehen möchte. Die Tiere treiben sich auf dem Balkon herum. Ich hopse immer wieder nach draußen und scheuche die Spatzen aus dem Quittengebüsch auf – die angespannte Haltung meiner beiden Katzenmänner spricht Bände, und einen Spatzentod möchte ich wirklich nicht sehen (Das Netz hindert sie weniger als ich mir wünschte. Ich mußte mehr als einmal die Lage Katzenmaul-Netz-Beute mit Leberwurstkugeln auflösen.) Nach ein wenig Büroarbeit und beruflichen Telefonaten rächt sich die kurze Nacht: eine Lesepause auf dem Sofa wird eine Schlafpause. Rechter Schwung will sich danach nicht mehr einstellen. Trotzdem gehe ich zwei Rosmarinpflanzen einfangen (-> mich lüften und bewegen), trage einen Tisch ein paar Häuser weiter, und trinke mit dem Mann einen Kaffee.
Als ich am späten Abend denke, man könnte auch ins Bett gehen, erwischt mich der zweite Wind mit voller Wucht – plötzlich hellwach, energetisch, unrastig. Was macht man dann um Mitternacht herum? Balkonpflanzen bestellen, die Catboxen noch einmal reinigen, den Küchenboden wischen, Katzenfutter aus dem Keller holen, Bücher aus der Onleihe abholen. 00:58h. Wide awake. Gedankenkarussell, Nachtgedanken – Meine Eltern, K. und andere … Es ist eine dieser typischen Nächte, die für Arbeitskonzentration nicht mehr reichen, in denen an Schlaf aber auch nicht zu denken ist.

Ich könnte diese Schaukelei hassen, doch wird es davon nicht anders. Das geht schon Jahrzehnte so. Ich nehme es wahlweise mit Gelassenheit oder mit Stoa. Einen halbwegs normalen Tagesrhythmus habe ich nur in den Zeiten, in denen die Tagestemperatur höher als 17 Grad ist. Allzulange wird das ja hoffentlich nicht mehr dauern. Freue mich auf den ersten Teil des Erdwühlens morgen und auf ein langes Wochenende. In Berlin ist der internationale Frauentag ein Feiertag.