Nach einem warmen Tag – jeder andere würde ‘heiß’ dazu sagen, ich kann das erst bei 30 Grad aufwärts – schleicht sich das Gewitter sehr langsam an, erst gegen 23 Uhr geht es wirklich los. Ich liebe Gewitter, und die kostbaren Sommernächte sind ohnehin zum Schlafen zu schade, obendrein habe ich morgen keine Termine und war heute sehr brav im Abarbeiten unschöner Listen. Also sitze ich hier, mit wenig Licht (ich möchte die Blitze sehen können), höre dem Gewitter zu und pflege beim Wein meine vielfältigen Sehnsüchte.
Nächtliche Gedankendrift – auf meine Konten mag ich gerade nicht schauen, ein Schwert hängt mir über dem Nacken, der Lieblingskaffee geht ebenso zur Neige wie die Weißweinvorräte, und es gibt Zeiträume, vor denen ich mich blank fürchte. Alles nichts für diese Nacht, ich lasse diese Gedanken durchziehen. Doch beschäftigt mich die Frage wie lange ich die Traurigkeit, die wie eine Unterströmung unter allem ist, noch ertragen muß. Ich wäre so gerne wieder einfach hell …
Der Regen rauscht beruhigend vor der Loggia, gerade kam der kleine Kater vom Balkon hereingesprintet – Donner ist ihm nicht geheuer. Al Stewarts ‘Live in dark water’ passt wieder einmal zur Nachtlage. Hopshirn. Ich schaffe es nicht Ägypten zu buchen, weil ich mich im Grunde fürchte – Alleinreisen waren in den letzten Jahren immer belastet und negativ besetzt, der Entspannung als Solistin bin ich vollkommen entwöhnt. Die Horrorvorstellung: Tolle Weltgegend, Unterwassererlebnisse, und niemand, mit dem ich das teilen kann, stattdessen das Gefühl am falschen Ort zu sein und obendrein eine Menge Geld verbrannt zu haben. Noch keine Idee wie ich diesen Knoten lösen kann.
Eine Sommernacht im Juni …