Gürteltiere

Ich fand in einer der üblichen Zu-verschenken-Kisten, die in meinem Kiez dauernd am Straßenrand stehen, einen schweren Ledergürtel. Warum man ihn ausgesondert hatte, war klar: eine Naht war etwas aufgegangen und die chinalackähnliche Beschichtung der Gürtelschnalle war teilweise abgeplatzt. Sonst war er super, eine gute Qualität. In der Aufarbeitung des Gürtels kam ein anderes Fundstück zum Einsatz:

Einen Dremel hätte ich mir natürlich auch vom Manne leihen können, aber mein »Maniküre-Dremel« – den ich für seinen Ursprungszweck einfach nicht brauche – war der Aufgabe gewachsen. Ich habe die Naht des Gürtels repariert (Handrad. Der Motor schafft zwei Lagen solides Rindsleder nicht. Ich brauchte aber die Maschine, weil der Unterfaden eine andere Farbe hatte als der Oberfaden) und habe dann die Schnalle komplett abgeschliffen und anschließend poliert. Edelstahl-Basis, also rosten wird sie nicht.
Natürlich hätte ich mir jederzeit einen Gürtel kaufen können, aber darum geht es nicht. Ihr ahnt gar nicht wieviel Spaß es macht ausgesonderten Dingen neuen Leben einzuhauchen, mit ein paar Stichen an der Nähmaschine und einer halben Stunde Detailarbeit.
Der Clou: Die Schnalle ist drehbar. In Sekunden wird aus einem schwarzen ein brauner Gürtel. Und jetzt sieht er aus wie neu.

2 Kommentare

  1. 😄
    Finde ich schon klasse, die meisten würden den Gürtel nehmen, wie er ist (ich) oder garnicht nehmen (andere, die’s gern perfekt haben). Finde ich bemerkens- und nachahmenswert, wie Du sowas angehst!

    1. Es hat mit einem Blick für Qualität zu tun. Auch mit einem Sinn für den Wert von Dingen. Wer war das noch, der sagte: »Die meisten Menschen kennen von allem den Preis, aber von nichts mehr den Wert.«? Genau das möchte ich einfach anders machen, in diesem Punkt anders sein. Dieser Gedanke ist eine sehr starke Motivation in Vielem, was ich so mache.

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