Nach einem anstrengenden Tag voller Berufsarbeit könnte man sich zufrieden auf ein Sofa legen. Kann mich kaum erinnern, wann mir das zuletzt möglich war … Meine Ma hat nur mich, ein Besuch pro Woche ist das Mindeste, vorheriger Coronatest plus diverser Einkäufe für sie gehen dem Besuch immer voraus.
Inzwischen geschieht es mir, daß ich mir innig wünsche sie mal für vierzehn Tage nicht zu besuchen – Es ist so hart ihrem Abgleiten in die Demenz zuzusehen. Mache mir Knoten ins Knie um wenigstens ihr Zimmer/ihre Umgebung so angenehm wie möglich zu gestalten, sehe schockiert wie wenig von alldem noch wirklich bei ihr ankommt. Immerhin erkennt sie mich noch. Immer. Und meine Anwesenheit scheint das Einzige zu sein, das sie wirklich noch freut.
Mich quält diese Lage, ich fühle mich ihr nur bedingt gewachsen. Der Gedanke sie könnte noch Jahre auf diese Weise mehr vegetieren als leben schafft Albträume ohne Beispiel.
Bin ich eine Rabentochter, weil ich hoffe, daß sich dies nicht noch über Jahre fortsetzt?
Nein‘
Jetzt muß ich das nur noch selber auch glauben. Du machst dir keinen Begriff, was einem so durch den Kopf geht …
dein denken ist verständlich und normal. du bist überlastet, und da kommen diese gedanken. du wünschst ihr nicht den tod, sondern du willst mal ruhe. gedanken sind freischwebend, wir sind nicht für sie verantwortlich. was wir daraus machen, dafür sind wir zuständig- und du gehst immer noch ins heim und erfreust sie mit allem möglichen. mehr geht nicht… alles gute für dich.
Mmh. Was ich möchte, ist ein Ende ihres Leidens. Sie fühlt sich einsam, kann nur noch selten bis Drei zählen – Letzteres aber wahrzunehmen, es zum Verzweifeln finden, und sich hilflos zu fühlen, dafür reichen die kognitiven Möglichkeiten noch immer. Gleiches gilt für die Peinlichkeit angesichts des zunehmenden Versagens der Körperkontrolle. Das muß sich furchtbar anfühlen.
Das alles zu sehen, mitzuerleben, quält mich natürlich auch sehr, denn es gibt schlichterdings nichts, was ich dagegen tun kann.
So ist die Hilflosigkeit auf beiden Seiten enorm, ergo die Verzweiflung auch.
Danke für deine guten Wünsche.