Prinzessinnen und Erbsen

Ein Prinzesschen war sie schon immer. Verwöhntes Einzelkind, etwas exaltiert, ziemlich ich-bezogen, aber immer wieder auch eine Seele von einer Freundin. Leicht instabil, diese Freundschaft, doch wertgeschätzt. Sich so lange zu kennen wie wir spielt auch eine Rolle.
Jetzt hat es dann aber gekracht.
Seit Monaten kam ich mir schon vor wie im falschen Film: Wir pflegen beide unser Mütter (mit), und jedes Telefonat artete ihrerseits in den Versuch einer Vergleichsorgie aus, Marke ‘Ich habe es viel schwerer als du, und ich schlage mich viel besser.’ Ich habe immer wieder versucht sie von diesem Brett herunterzukriegen, aber es klappte einfach nicht. S. redete nur über S., maß alles ausschließlich an sich selbst, hörte nicht mehr zu, und fand in jedem Thema einen Bogen zu sich selbst um wieder nur über sich zu reden, und eine Art Negativvergleichswettbewerb auszurufen.
What the f***?!

Ich maße mir nicht an zu beurteilen, wer ein schwereres Leben führt. Jeder hat so seine Päckchen zu tragen, und jedes ist wohl auf seine eigene Weise nicht einfach. Ihr »Alles, was du kannst, kann ich noch viel besser.« fand ich also zunehmend anstrengend und befremdlich. Bestenfalls als Vergleichsmaßstab zu taugen vermittels dessen sich der andere dann irgendwie toller vorkommt, das war einfach nur neu, dabei irritierend und belastend. Obendrein so gar nicht mein Thema. Diese Lage zu thematisieren, gar aus der Welt zu schaffen, erwies sich als unmöglich.

Mit den Jahren bin ich radikaler geworden. Wenn man nicht mehr zueinander findet, kann man auch friedlich auseinander gehen. Wo Empathie und Austausch auf der Strecke bleiben, Ungleichgewicht zum Programm wird, verschwende ich meine Energien nicht mehr.
Traurig ist’s trotzdem.