Dieser Sommer, wechselhaft wie er ist, hätte dir gefallen – Mittellagen? Haben wir nicht! Kalt und nass oder strahlend und heiß, bloß kein Wohlfühlmittelmaß! Träume mir dich auf meinen Balkon – du hättest an dem heiseren ‘Sriiii, Sriii’ der Mauerseger, am Taumelflug der Fledermäuse, am Singen der einsamen Zikade, am Duft der Schwarzpappel, am kühlen Schieferriesling im Glas, an der schnurrenden Katze neben dir genau so Freude gehabt wie ich. Allenthalben stolpere ich über neue Musik, die ich dir so gerne vorgespielt hätte.
Ohne dich ist die Familie irgendwie zerfallen. Das hat sicher auch mit der verdammten Pandemie zu tun – das Einzige von dem ich froh bin, daß es dir erspart geblieben ist – aber nicht nur. Einer hat den Kontakt fast völlig abgebrochen, ohne Begründung. Der Nächste macht nur noch sein Ding. Die verbleibende Hälfte hat sich nahezu aufgegeben, nachdem der Versuch die Lücke zu schließen, die du gerissen hast, nicht erfolgreich war. Und ich geistere irgendwie dazwischen herum, tue, was ich kann, und genüge nie, auch mir selbst nicht.
Wo immer du dich nun herumtreibst – kannst du mir bitte mal eine Hand auf Schulter legen, ein schöner Schatten zwischen mir und der Lampe sein, ein Wind in meiner Pappel, ein Licht in meinem Herzen …
Du fehlst mir so.