Toleranz, Geduld, Demut – oder besser nicht?

Wochenlang habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was meine Mutter freuen könnte in einem Weihnachtspäckchen. Ich kochte Marmelade, machte selbst Marzipan, pasteurisierte zum ersten Mal Saucen, fror ein Brot ein, damit ich es verschicken konnte, schrieb einen langen Brief, suchte nach ungesalzenen Erdnüssen … und kam mit Päckchen nicht aus, es wurde ein Paket.
Sie ruft mich an um mir zu sagen, daß mein Paket angekommen ist.

Vor Weihnachten habe ich zwei Tage an Unterlagen gesessen, vermittels derer ich der Krankenkasse knapp 400 Euro aus dem Kreuz geleiert habe – Rückerstattungen, Zuzahlungsbefreiung. Ihrerseits: Kenntnisnahme. Schlicht. Trocken.

Nun ist der 27. – und ich bin traurig. Wir telefonierten am 24. und am 25. Keine empathischen Gespräche – ich fühlte mich als Seelenmülleimer und atmete tief durch.
Das liebevoll ausgesuchte Kalenderbuch macht ihr »Schwarze Gedanken«, auf alles andere geht sie gar nicht ein, fragt stattdessen nach meiner nutzlosen Schwester, die seit Ende Mai auf allen Kanälen schlicht abwesend ist.
Meine Sachen – das Care-Paket in die Klinik im Oktober – habe ich bis heute nicht zurück. Mit einem Päckchen zu Weihnachten habe ich nicht gerechnet, doch die Nichtreaktion auf meine liebevollen Bemühungen trifft mich tief, dito die Tatsache, daß nicht einmal ein Brief oder eine Karte von ihr kommt.

Zwei Optionen für mich:

  • Ich erkläre sie für überlastet und überfordert und stehe drüber – so weit ich das schaffe.
  • Ich mache ihr klar, was für ein verfluchter Egoist sie geworden ist, und daß mir das – verdammt! – nicht nur nicht gefällt, sondern mir schadet, weil sie mich verletzt.

Weiß noch nicht, wo ich stehe. Aber die Traurigkeit, die fühle ich sehr.