Ungeschminkt und fern der Heimat – Pandemiejournal Tag 253

Spätestens seit Mai nähe ich Masken wie eine Irre – Freunde und Bekannte baten, ich bin die mit der Nähmaschine. Viele, viele Muster da draußen funktionieren wunderbar, alle waren zufrieden. Ich nicht. Keines der gefühlt 80 Muster taugte für mich als Brillenträger. Mit Falten, ergonomisch, kastenförmig – ich testete alle. Im Sommer ging es noch, doch seit wir es mit echten Temperaturdifferenzen drinnen/draußen zu tun haben, wurde ich nur noch wahnsinnig – Nebel, Nebel, Nebel. Kürzlich ging ich sogar so weit mir eine Art Untergestell aus Silikon, unter der Maske zu tragen, zu bestellen. Was soll ich sagen … Nebel. Das Stück ist jetzt in der Retoure.
Erschwerniszulage: Meine sehr spezielle Brille wiegt ganze 12 Gramm und drückt keine Maske irgendwohin. Die Maske unter der Brille quasi einzuklemmen funktionierte also auch nicht. Monatelang ging an mir fast ein Ingenieur verloren, ich machte mir Gedanken über Physik und den Lauf von Atemströmen, experimentierte mit Schaumgummibarrieren und Schnittformen – to no avail.

In Anbetracht der Sachlage – Masken tragen bis weit in das Jahr 2021 hinein – ist diese Problemstellung keine Banalität. Ich wollte nicht dauernd herumfummeln, zurechtrücken. Ich wollte keinen Draht und keine Vliese, und schon gar kein millimitergenaues Theater.
Gestern fand ich ein Schnittmuster, das mir eine Lösung versprach. Was soll ich sagen – es hielt sie. Ich nähte heute zwei Prototypen, mit Anpassung (ich will keine fest eingenähten Ohrschlaufen, nähe also ‚Schlingen‘ für selbige an das Grundmuster), und bin jetzt wirklich glücklich – endlich eine Maske, mit der mir die Brille nicht beschlägt ohne daß ich mir beim Aufsetzen einen Knoten ins Knie machen muß.
Ich werde nicht mehr anders arbeiten, und vielleicht hilft es ja auch euch da draußen, hier also der Link zum Video: Die Maske nach Mia-Art. Mein Gesichsschädel ist eher zierlich, mein Grundrechteck hat 30×22 Zentimeter, Nahtzugabe von 0,7 inklusive.

Mei, was man so alles macht in Pandemiezeiten …

4 Kommentare

  1. So eine hab ich ja noch nie gesehen!
    Mir Brillenschlange gehts aber wie Dir: je nach Witterung NERVT der Nebel gewaltig!
    Eine meiner (inzwischen schon vier!) Masken ist querfaltig, groß genug und hat einen metallenen Bügel innen. Die funzt am besten, aber gut ist das alles noch nicht…. im Sommer wars einfacher :-)
    Die schöne, die Du mir geschenkt hast, ist, was das angeht, auch eher ne Sommermaske. Ich habe aber festgestellt: mir passen die querfaltigen insgesamt besser.
    Vielleicht finde ich ja mal irgendwo eine solche, dann würde ich glatt noch ne 5. kaufen – nähen kann ich nämlich nicht!

    1. Innenseite neuDer neue Schnitt ist eine Art Kombination aus dem Querfalteneffekt und der ergonischen Maske. Ich habe ihn – typisch ich – inzwischen ein wenig modifiziert. Der Trick an der Sache: das ‚Nasenfach‘ führt dreiecksförmig in die Maske und formt so eine Barriere, die verhindert, daß der Ausatemstrom nach oben (und damit unter die Brille, die Gläser beschlagen von innen) entweicht. Wie gut die Maske dann passt, hängt im Detail von der Größe des jeweiligen Zinkens ab :-)
      Ein ragender solcher braucht ein tieferes Dreieck für die Nase, ergo einen Zentimeter mehr an Höhe, der dem Nasenfach zugeschlagen werden muß. Es bleibt eine Sache, die am Besten auf das jeweilige Gesicht angepasst werden sollte.
      Es ist und bleibt schwierig – sowas wie ein Universalgesicht gibt es einfach nicht. Grins. Meine erste Maske dieser Art auf dem ersten Photo funktioniert für mich gut, die zweite ist ein wenig höher geschnitten und das Dreieck steiler. Sie läßt sich einfacher aufsetzen, ich muß nicht mehr zupfen.

      Ich glaube, ich kenne jemanden, den ich an dem neuen Schnittmusterexperiment beteiligen werde. :-) Der Jazz steht auch noch aus, es könnte ein Weihnachtsjazz werden.

  2. Nu aber langsam: ich hatte lange überlegt, ob ich was hierzu schreibe, weil ich nicht indirekt zum nähen auffordern wollte. Ehrlich!! So war das NICHT gemeint!!!!
    Voll gescheitert ….

    1. Würde ich so nicht sagen – ich hatte das so oder so vor. Du kannst den Hut also wieder abnehmen, den du dir da aufgesetzt hast. :-)

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