Past Perfect

In meinem Spülstein (ich mag diese alten Worte, obwohl das Becken ganz und gar moderner Edelstahl ist) schwimmt ein totes Tier. Jedenfalls sieht es so aus. Grins. Merlin fischt mit langen Pfoten danach und findet das tote Tier so interessant wie erkennbar unheimlich. – Habe kürzlich Kisten und Kasten in einem Keller gesichtet – was kann weg, was muß bleiben. Dabei fand ich die zwei Perrücken aus einer Zeit, in der eine Influenza in der Spätfolge zum kompletten Haarverlust geführt hatte. Schon seltsam – ich werde die vermutlich nie wieder brauchen. Aber sie schlicht wegzuwerfen, kriege ich einfach nicht hin. Warum nicht? Keine Ahnung. Beide rochen jedenfalls grausig nach Keller. Das Enzymbad wird das abstellen. Und dann verräume ich sie wieder. Verrückt, oder?

Ich finde auch die Artemide-Deckenleuchte, die ich immer liebte – abgesehen davon, daß sie auch enorm selten und teuer ist. Auch die werde ich sicher nicht entsorgen. Und das ist noch verrückter, denn meine Deckenhöhen reichen einfach nicht für sie, Altbau hin oder her. Ein Umzug um eine Lieblingsleuchte wieder hängen zu können ist aber auch ziemlich bekloppt. Ich stellte sie behutsam zur Seite – Es mag ja sein, daß mein Leben noch eine Kurve fliegt, in der ihre Anbringung wieder möglich ist. Kann man nicht wissen. Von dem Schneewitchensarg von Braun wollen wir gar nicht erst reden.
Immerhin habe ich jetzt einen Überblick – und mich vernünftigerweise auch von Dingen endgültig getrennt. Schönster Fund: Eine Spardose der Hamburger Sparkasse – mein Vater studierte dort, und brachte sie der ersten Tochter mit, ein paar Tage nachdem diese auf der Welt war. Ich schlörte sie durch mindestens vier Länder und ungefähr acht Städte. Jetzt steht sie wieder wo sie hingehört: Prominent, sichtbar, in meiner Wohnung. Habe mir einen Ast gefreut, weil ich sie verloren geglaubt hatte.
Materie – Fluch und Segen zugleich.