Die Situation: Für den Fundkater eine Pflegefamilie gesucht, besichtigt, gefunden. Zunächst alles gut. Offenbar können die aber mit Jungtieren nicht erfahren umgehen, ich erhalte nach ein paar Tagen beunruhigende Berichte über Angriffe auf Zweibeiner. Biete an unmittelbar vorbeizukommen, mir das Verhalten anzusehen oder das Tier wieder abzuholen – und werde vertagt. Immer wieder. So langsam verstehe ich auch die Ausreden in Sachen Rückübergabe nicht mehr, werde unruhig und misstrauisch.
Vorgestern dann ein Dialog mit der Katzensitterin, via Textnachrichten, der offenbart: sie ist überfordert – aber eher von dem Chaos in ihrem Leben als von dem kleinen Kater. Wir vereinbaren ein ruhiges Telefongespräch für den nächsten Tag, das nicht zu Stande kommt – ich lande konsequent auf dem AB, meine Nachrichten auf anderen Kanälen werden ignoriert.
Um 22:20h (sic!) ruft sie mich an – nur ist es nicht ihre Stimme, die ich höre. Vielmehr beleidigt und beschimpft mich eine fremde Männerstimme unter ihrer Nummer und bedroht mich mit was-auch-immer wenn ich sie je wieder belästige, verlangt schließlich sofort und augenblicklich das Tier bringen zu dürfen.
Mir alles zu blöd. Pragmatischer Ansatz: Dann bring mir das Tier. Jetzt. Oder ich komme es holen. Jetzt. Er will den Kater bringen.
Zwanzig Minuten später ruft der Kerl mich an ‚Heute nicht mehr möglich. Wir reden morgen‘ und legt auf.
Ich laufe Schleifen ins Laminat und erreiche wiederum niemanden auf welchem Kanal auch immer.
Fast zwei Stunden später meldet sie sich – auf einem anderen Kanal, schriftlich – will von allem, was an diesem Abend geschah, nichts gewusst haben, und will eine Übergabe für Montag. Mir kommt der Qualm aus den Ohren – mit euren verdammten Familiendramen habe ich nichts zu tun, und ich will auch nicht wissen warum ein südamerikanischer Macho sich des Handys seiner Ex-Frau bedient, warum er nachts fremde Leute anruft und wie betrunken er dabei ist … Ich will nur einfach das Tier zurück!
Das ganze Theater zieht sich bis um 1:30h in der Früh, wie angekotzt ich bin entzieht sich jeder Beschreibung.
Ich schließe damit, daß ich ihr für den nächsten Vormittag einen Anruf ankündige, den sie besser annähme … Nur so kann ich sicher sein, daß ich wirklich mit ihr kommuniziere. Natürlich laufe ich mit dem Anruf am Morgen ins Leere. Verdammt. Texte also, weise auf unseren Pflegevertrag hin und auf mögliche Konsequenzen, wenn sie mich weiterhin ignoriert. Da kommt dann endlich ein Telefonat zu Stande – und sie will mich wieder vertrösten. Ich fasse es so langsam nicht mehr: „Ich komme den Kater jetzt holen. Bin in 20 Minuten da. Basta.“ Dem Mann reißt der Geduldsfaden noch nachdrücklicher. In seinem lauten Satz aus dem Hintergrund kommen die Worte Vertrag und Polizei vor. Das war es dann wohl auch, was der Sache ein Ende setzte – als ausländische Staatsangehörige mit Duldung könnte ihr Einiges auf die Füße fallen, wenn die Staatsmacht involviert wird.
Die Übergabe läuft rasch und frostig, immerhin kann sie sich aber noch zu einer Entschuldigung und einem Handschlag durchringen.
Was so alles passieren kann, wenn man für einen kleinen Katzer ein Übergangsheim sucht. You live, you learn ….
[Ganz phantastisch in dieser Lage verhält sich der Mann in meinem Leben: Seine eher große Küche ist jetzt Katzenzimmer, katzensicher gestaltet, und er kümmert sich auch um das kleine Tier. Ich kann den Jungkater auf keinen Fall in meine ‚Catgroup‘ integrieren, sie nicht einmal zusammenbringen, so lange er nicht kastriert und geimpft ist.
Und noch ein paar Daten, damit ich sie nicht vergesse: Einzug von Merlin am 28.12.19, Start der Zusammenführung am 4.1.2020]
Ach Du liebe Güte, dabei hörte sich das letztens doch noch so gut an!
Dann fest gedrückte Daumen für die Zusammenführung – wann kann er denn kastriert werden??
Bis nach Neujahr bleibt er hier. Dann wird die Entscheidung fallen, ob das Tierheim ihn übernimmt, oder ob wir uns endgültig den Hut aufsetzen. Wir hadern – einen Neuling in meine Band zu bringen, wird keine leichte Sache und könnte auch schieflaufen. Eine Abwägung, die schwer fällt, denn der kleine Kater hat sehr deutlich gemacht, daß er dem Mann und mir vertraut und sich sicher fühlt in unserer Nähe. Ich sag’s dir – man macht als Katzenmensch echt ‚was mit 😄
Oh ja! Vertrauen kann auch eine Bürde sein *seufz*
Mir ziept es zB immer ganz arg im Bauch, wenn die kleine Elsa raus möchte, nach einigem zögern vertrauensvoll meinem Ruf folgt – und genau in dem Moment Mauski um die Ecke schießt und sie unters Buffet jagt. Nach dem ich zuvor gründlich ausgeschaut hatte, und der nirgends zu sehen gewesen war….
Ich bin gespannt, wie Eure Entscheidung lauten wird – und vielleicht ergibt sich ja auch noch spontan etwas im Freundeskreis!?
Alle, alles und jeden abgeklopft – da ist niemand.
Ich werde mich – durchaus mit Bauchweh, bitte alle Daumen halten! – in diesem Januar um seine Vergesellschaftung mit meiner Bande kümmern. Er ist blitzgescheit, ‚basissozialisiert‘ (meint: die Grundlagen sitzen. Grenzziehungen kannte er aber gar nicht, die kamen erst von uns.) lernt sehr schnell und ist charakterlich freundlich, friedlich, umgänglich. Mit einem Satz: Er hat uns um den Finger gewickelt, und wir ertragen den Gedanken nicht, daß ein so vertrauensvolles Geschöpf zum vierten Mal seine Bezugsmenschen verliert.
Der Dosenwitz an alldem: Sollte die Gruppe nicht funktionieren, wird er beim Manne einziehen. In Vorbereitung auf diesen ungünstigen Fall wird dessen Wohnung nun von ihm katzengerecht gemacht. Damit schafft der kleine Kater, was mir in einer zweistelligen Zahl von Jahren nicht gelungen ist: Die Bude da drüben wird bewohn- und nicht mehr nur behausbar. 😄
DAS nenne ich eine ironische Wendung.
Jetzt kann ich es ja schreiben, ohne Dich unnötig noch mehr unter Druck zu setzen – ich hatte sehr darauf gehofft, denn auch ich hatte überlegt – ohje, NOCHMAL neu beginnen, der Arme – und ja im Grunde noch ZWEIMAL, einmal Tierheim, einmal eine weitere Familie….
Ich drücke wirklich jeden einzelnen vorhandenen Daumen und wünschte, ich hätte mehr davon!
Aber ich musste auch grienen, als ich „den Dosenwitz“ las. Das heißt dann ja: es ist auf jeden Fall für den lütten gesorgt, wie schön! :-)
Puh, der Knuffel ist noch jünger als angenommen, max. fünfeinhalb Monate. Geimpft ist er nun, Kastration muß warten, doch rät die Vet die Vergesellschaftung direkt zu starten, auch vor der OP – da kommt etwas auf mich zu. Grins.