Radio Eriwan

Diana Weis macht sich Gedanken über den Jugendwahn und hält ein Pladoyer für Botox. Ich verstehe sie, denke aber, sie greift zu kurz, spätestens hier: »Willst du andere ewig auf dir rumtrampeln lassen, in der vagen Hoffnung, dass irgendein Prinz in deinem Schuh die Gestalt deiner wertvollen Seele erblickt?« Es reicht ein Blick auf die Scheidungsraten (wahlweise auch auf meine ganz persönliche Geschichte, die durchaus zu meinem Bedauern relativ repräsentativ ist) um zu erfahren, daß der Haken nicht an dieser Stelle im Fisch sitzt.

Nach meiner Erfahrung stört es die Männer eher weniger, wenn Frau ein paar Falten hat – mal abgesehen von dem Teil der Mannheit, der die jüngere schöne Frau zum Ausbau des eigenen Selbstwertgefühls benutzt – vielmehr erweisen sich die Herren als Rosinenpicker nach britischem Vorbild: Ganz 50er Jahre, wäre es ideal, wenn sich die Herzensdame um all den niedrigen Alltagskram kümmert, von Abwasch über Kochen bis Wäsche, aber doch so weit im 20. bzw. 21. Jahrhundert verwurzelt ist, daß sie andererseits ihr eigenes Geld verdient und weder auf eigene Rechte, noch gar auf Pflichten seitens des Mannes auch nur hinweist.

Das patriarchalische Modell hat bei Weitem nicht ausgedient. Im Gegenteil. Heute sind die Frauen meiner Beobachtung nach schlechter dran als je, sie haben sich quasi das Schlechteste aus allen Welten eingefangen – Bestens sozialisiert, sind sie oft emotionale ‘Alleinverdiener’, und dann auch noch Kinderhüter, Haushaltsmanager, Selbstversorger. Obendrein kriegen sie es im Beruf ständig mit Seilschaften und Glasdecken zu tun. Und die schöne Seele hilft nicht dagegen. Was nicht passend gemacht werden kann, wird abserviert – und das Aussehen spielt dabei die kleinste Rolle. Funktionieren – im Sinne des Patriarchats – ist nach wie vor Primat. Schlimm daran: Meistens wissen es die Männer selber nicht und glauben, sie hätten einfach die ‘falsche’ Frau, und mit einer anderen würde alles ‘besser’.

Bitter? Nein, gar nicht. Nur realistisch und nicht unerfahren. Natürlich ist dieser kurze Text einem eher groben Kamm gleichzusetzen, und nicht alle Männer ticken so. Aber das Gros tut es. Eine Lösung des Dilemmas habe ich nicht anzubieten, nur einen Rat: Bei sich selbst zu bleiben – wie es die Kerle schon seit hunderten von Jahren tun.