African Minute

Am Flutsaum in der sprudelnden Brandung stand ich auf, aus dem Meer auf dem Weg zu Handtuch, Ananas, Zigarette.
Er stürmte auf mich zu, blieb sandstiebend vor mir stehen, wild gestikulierend, Kiswahili auf mich einsprudelnd, sehr aufgeregt. Da ich offenkundig nichts begriff, überschritt er eine Grenze, fasste mich an, deutlich und schnell, und schleuderte etwas Unerkennbares in den Sand. Endlich hörte ich aus dem Schwall von Sprache ein Wort heraus: bluebottle. Dieses Wort kannte ich. Eine Quallenart. Der zu begegnen nicht ratsam ist.

Was er mir von Brust und Schultern gerissen hatte, war ein einzelner Nesselfaden gewesen. Häßliche Schwellungen, Fieber und Schmerzen sind das Mindeste, ein anaphylaktischer Schock das Heftigste, was einem passieren kann.

Ich stand ratlos auf dem Sand – was nun? Und wieder handelte er: Hastig hatte er einige Blätter eines an der Düne wachsenden Sukkulenten abgerissen, kam damit auf mich zu, hielt sie mir hin. Und wieder begriff ich rein gar nichts. Er brach die Blätter auf, bestrich den deutlichen roten Streifen, der sich bereits auf meiner Haut abzeichnete, mit der Bruchfläche dieser Blätter.
Die Schmerzen vergingen, die Rötung verlor sich. Da war er längst davongegangen. Hatte mich verwirrt und dumm auf dem Strand stehen lassen.
Die weißhäutigen anderen auf dem Strand hatten ihn ohnehin schon zu lange böse angestarrt.


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