Glutzorn

Die Kirschblüte ist ein Traum. Auch der strahlend blaue Himmel und die Sonne tun gut.
Leider ist das auch das netteste, was sich über diesen Tag sagen läßt.

Im Seniorenheim laufen die Dinge nicht rund (noch nicht, hoffe ich):
Ma’s Sachen sind nach vier Tagen noch nicht aus der Wäscherei zurück, was die Lage in Sachen Unterwäsche ins Prekäre verschiebt. Eine spezielle mitgebrachte Tasse verschwindet in den Untiefen des Hauses. Ihre Abendbrotwünsche werden nicht berücksichtigt. Ihre improvisierten Versuche die Lage zu bewältigen (feuchte Leggins auf beiden Stühlen zum Trocknen aufgehängt) gehen einfach durch. Das fuchst mich besonders.
Ob die Ärztin sie inzwischen gesehen hat, erfahre ich nicht. Die Dokumentation der Zuckerwerte läßt zu wünschen übrig. Wie oft jemand zum Duschen und Haarewaschen kommt ist unklar. Von ihr selbst ist nichts zu erfahren, weil sie heute leider keinen Zugriff auf das Erinnerungsmodul hat. Verunsichert wie sie ist, klammert sie. So darf ich also morgen wieder verschärft telefonieren, denn heute (um 13:30h!) war keine meiner Ansprechpartnerinnen im Haus. Habe jetzt Slips und Wäscheetiketten bestellt, die morgen kommen, um wenigstens die akute Not zu wenden. Irgendwie kommt mir das übel bekannt vor …
Positiv: Handling des Rollators ist wieder besser geworden; jeden Tag ein wenig, so scheint es mir. Das Bad aufsuchen und sich umziehen bewältigt sie selbständig.

Der ach so großmütig organisierte Transporter für die Haushaltsauflösung löst sich in Wohlgefallen auf – die Schwester will an einem Tag anreisen am nächsten wieder ab. Sakra. 110qm ausräumen und besenrein machen, mit einem Entrümpelungsunternehmen obendrauf, vom Termin mit dem Vermieter ganz zu schweigen – wie stellt die Frau sich das denn vor?!? (Zitat: Das nimmt Ausmaße an, die für mich nicht mehr lohnenswert sind.) Lohnenswert?? Ohne Worte! Um drei Tage war sie gebeten worden. Für mich hat sie damit endgültig das Tischtuch zerschnitten und darf mich auf alle Zeiten im Mondenschein besuchen.

Ein Tag wie ein Dampfkessel. Wut, Sorge und Frustration reichen sich die Hände und tanzen Ringelreihen.

4 Kommentare

    1. … und ein erstaunlich hoher Teil an Eigenleistung! Es nervt enorm, mir geht dort alles viel zu langsam und diese Langsamkeit verunsichert meine ohnehin desorientierte Mutter.
      Wenn man sich nicht um jeden Sch… selber kümmert…

  1. es tut mir leid, und ich glaube nicht, dass das besser wird. aus eigener leidvoller erfahrung weiß ich, dass im altenheim eigentlich fast alle kleidung irgendwie verloren geht, zu heiß gewaschen wird oder kaputt wird. unsere großtante verlor sogar das oberkiefer- gebissteil, unterwäsche hatte sie nach einigen monaten keine eigene mehr, ebenso nachthemden(war alles mit namen versehen!). zuerst kauften wir verschwundene kleidung nach. irgendwann sagte ich, sie sollten ihr halt das anziehen, was vorhanden war aus ihrem fundus. da war sie so verwirrt, dass ihr auch alles egal war. mit einem freund haben wir solche dinge auch nochmal erlebt. das personal ist überfordert, schlecht ausgebildet oder durch schichtbetrieb nicht auf dem laufenden über die persönliche dinge der bewohner(z.b. wertschätzenden umgang mit blinden oder dementen). alles ist besser als altenheim, vielleicht gibt es andere möglichkeiten(alten-wg, gemeinsame betreuung mit …). bücher könnte ich schreiben darüber, und deshalb rege ich mich auf bei dem geschwätz über die wertvollen alten menschen, die vor dem virus geschützt werden sollten, entschuldige bitte.

    1. Du mußt dich doch nicht entschuldigen, wenn du Erfahrungen teilst!
      Ich hoffe, daß wir Chancen haben auf eine bessere Lage. Auf jeder Wohngruppe gibt es nur wenige Bewohner, vom Pflegepersonal ist immer mindestens eine Person muttersprachlich deutschsprachig. Dazu kommt, daß ich sehr sauber den Helikopter gebe und mich durchzusetzen weiß. Last but not least: Wir zahlen ein Heidengeld an Eigenanteil, da will ich verdammt nochmal auch Leistung sehen!
      Den Umgang des Personals habe ich wochenlang beobachtet und habe nichts gesehen, das nicht wertschätzend und zugewandt gewesen wäre. Das Seniorenheim war die einzige Möglichkeit, für andere Betreuungsformen ist meine Ma zu wenig gesund, und progrediente Demenz macht es auch nicht besser. Wir werden sehen.

      Über das Geschwätz vom wertvollen alten Menschen allerdings, da rege ich mich auch auf! Und wie!

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