Befremdet

Was geht da draußen eigentlich für ein (Weihnachts-)Irrsinn ab?
Kürzlich wurde eine sogenannte Mall aufgesucht, hatte etwas zu erledigen, und fand es insgesamt zum Durchdrehen. Die Läden sind knallvoll. Die Leute kaufen als gäbe es kein Morgen. Die Läden für Inneneinrichtung/Dekoration fallen da besonders auf. Eine bestimmte dänische Kette fällt mir da ein, oder auch ein Tochterunternehmen von Home24 SE. Es sind Sortimente, die zu ungefähr 50% aus Artikeln bestehen, die meine Eltern als Petenitten bezeichnet hätten (Hier sagt man auch Stehrümchen zu sowas, oder?) – hübsche Dinge mit einem Nutzwert von Null. Dekorationsgegenstände aller erdenklichen Art – von Wichteltüren bis zu Keramikzwergen ist alles geboten.

Und nein – meine Wohnung ist kein Minimalistenpalast, es gibt sogar eine kleine thematische Sammlung. Jedes einzelne Stück hat eine Geschichte, oft wurde es von Reisen mitgebracht, gekauft in kleinen Kunstgewerbeläden in aller Welt. Wer aber kauft diese Massenwaren aus den aufgeführten Ketten, die dann je nach aktuellem Trend in tausenden von Wohnungen stehen? Kann mir das jemand erklären? Mir erschließt es sich nicht.

Ähnlich geht es mir mit traditionellen Weihnachtsdingen. Die Adventskränze und Weihnachtsgestecke im Handel sind mir meist zu kitschig, überteuert sowieso. Mache ich lieber selbst. Geradezu Nervenkrisen kriege ich bei einem Preis für einen Weihnachtsbaum ab 45 Euro.

Meine Zuckerhutfichte kann ich inzwischen rot, blau, grün, silber, bunt schmücken – nur einen dieser Baumschmuckserien habe ich gekauft, die anderen sind Fundstücke. Was folgt daraus? Kaufen die Leute den Baumschmuck nur für ein Weihnachtsfest und stellen ihn anschließend als `zu verschenken´ an die Straße?

Und nun die 100 000-Dollar-Frage: Wo kommt eigentlich die Kaufkraft für diese Nutzlosigkeiten her, wo andererseits alle Welt – zu recht! – über die gestiegenen Lebensmittelpreise und den richtig teuer gewordenen Kaffee ächzt?

Alles seltsam.

Ich bin da wohl total aus der Art geschlagen: Meine Sehnsüchte erstrecken sich auf die zehn Holzfliesen, die meinem Balkon noch fehlen. Der wilde Kater braucht dringend ein neues Kratzbrett. Überlege ich lange, fällt mir vielleicht, sehr vielleicht, noch das Steakbesteck ein, das ich in der Metro gesehen habe, und mit dem ich mich endlich von den Steakmessern vom blauen Schweden verabschieden könnte. Sowas eben. Notwendig – um eine Not zu wenden – ist nur das Kratzbrett für den Katzer.
(Auf meiner Wunschliste stehen übrigens nur deshalb nicht stapelweise Bücher, weil die Onleihe meiner Bibliothek klasse ist und mein Reader funktioniert. Ich hätte für die Holzvarianten auch einfach keinen Platz mehr hier. 🙂)

5 Kommentare

  1. Dieselben Fragen stellen sich auch mir – und wieder wird klar, daß „Jammern auf hohem Niveau“ noch immer das Normale ist.
    Die Klientel, so viel ist klar, ist dieselbe, die jeden Monat die neusten Dekotrends von Aldi abräumt. Plötzlich sind draußen überall dieselben Solarleuchten oder beleuchteten Hausnummern zu sehen? Aha, gabs günstig beim Aldi. Und nach einem Vierteljahr verschwinden sie dann, weil kaputt, im Müll… ich versteh’s auch nicht! Bin halt definitiv nicht die Zielgruppe.

    1. Das ganze Zeug muß nicht einmal billig sein. Die Dänen z.B. lassen sich für ihre Sachen gut bezahlen. Was ich nicht verstehe sind drei Dinge:
      1. Mangel an Originalität
      2. Mangel an Qualität
      3. Die Bereitschaft für billig gemachte Massenware eher viel Geld auszugeben, und ja: Der Umwelt ziemlich sicher damit zu schaden.

      Die Zielgruppe ist übrigens sehr breit aufgestellt, wenn ich das richtig sehe.

  2. Das Geld dafür kommt aus dem gleichen Topf wie das für Silvesterböller und -raketen. Dafür geben meinem Eindruck nach merkwürdigerweise die Menschen am meisten Geld aus, die so tun, als ob sie am wenigsten hätten. Was dann auch erklärt, warum sie am Monatsende nicht mehr so viel haben …

    1. So simpel ist es vermutlich nicht. Das zieht sich meiner Beobachtung nach durch alle Bevölkerungsschichten, von arm bis gestopft. Übrigens sind nach einer ziemlich aktuellen repräsentativen Umfrage 70% der Bundesbürger für ein Böllerverbot. (Quelle finde ich gerade nicht, wird nachgereicht.) Da wird’s dann vollends absurd.

  3. Ach, ihr Lieben, Recht habt ihr den Frust beschrieben.
    Steht, so sagt es jedenfalls der Merz.
    Der Russe vor der Tür und’s Wasser bis zu Hals.
    Das Letzte Hemd hat keine Taschen, also hoch ihr Flaschen mit den Flaschen.
    Man kann nur kopfschüttelnd zusehen und hoffen, dass dieses nicht auf Parkinson zurück geht.
    Ich fasse die allgemeine Dummheit auch nicht.

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