Aussondern – ein paar Tips

Bin unter anderem beschäftigt mit dem jahreszeitenüblichen Um- und Aussortieren. Die Rotation von Sommer auf Winter wurde kürzlich erledigt. Dabei prüfe ich auch immer, ob Lieblingsteile fadenscheinig geworden sind und durch etwas Ähnliches ersetzt werden müssen. [Im Zuge dessen habe ich auf dem Flohmarkt eine Hose gekauft – 5 Euro – die sich leider als im Bund zu weit erwies (Die Regel, daß der einfache Bund, um den Hals gelegt, aussagen kann, ob eine Hose passen wird, nämlich dann, wenn er exakt um den Hals passt, ist übrigens widerlegt.) Darum nahm ich meinen Mut zusammen und habe die Hose auf meine Größe angepasst. Glücklicherweise gelang das.]
Dieses Jahr war ich entschieden, und entsprechend radikal. Schrankinhalt nun übersichtlicher und aufgeräumt. Alles passt und wird auch getragen. Eines habe ich gelernt im Laufe der Jahre: Die Regel sich von allem zu trennen, das ein Jahr nicht getragen oder benutzt wurde, ist keine gute Regel. Für mich jedenfalls nicht. Ein Beispiel: Ist ein Winter mehr oder weniger eisfrei, bin ich mit dem Rad unterwegs. Dabei kann ich meine beiden schönen Wintermäntel nicht gebrauchen, sie hängen also länger als ein Jahr vor sich hin.
Man sollte also genau überlegen, ob sich etwas ganz und gar überlebt hat oder einfach auf eine passende Situation warten darf. Einige Grundideen vor jeglicher Sortieraktion haben sich als sinnvoll erwiesen.

Was nicht richtig passt, geht

Die die Idee »Wenn ich etwas abnehme, passe ich da wieder rein.« sollte man direkt streichen. Solche Kleidungsstücke sind demotivierend, denn sie legen nahe, daß man nicht gut ist so wie man gerade ist. Obendrein ist es nicht die Natur des menschlichen Körpers mit 40/50/60 noch so geformt zu sein wie mit Mitte 20 – und das ist völlig okay! Daß eine Hose, die einen Ticken zu kurz ist, nicht wachsen wird, liegt ohnehin auf der Hand.

Ungeliebtes frisst nur Platz

Die Bluse steht einem super, aber man hat den Stoff einfach nicht gern auf der Haut? Raus damit! Der Anzug ist toll, aber die einzige Schuhe, die dazu passen, sind eine Qual? Statt neue Schuhe zu kaufen, den Anzug lieber weiterziehen lassen. Wenn man ehrlich ist, hat man ihn ohnehin kaum je getragen.

Auf Farbwelten und Proportionen achten

Wenn man ein Wintertyp ist, steht einem Gelb in der Regel nicht – zum Beispiel. Ist der ganze Schrank voll mit Blautönen, was soll dann mit Kleidungstücken in Farben, die zu nichts anderem im Kleiderschrank passen wollen? Gleiches gilt für Kleidung, die man wunderschön finden mag, in der man aber aussieht wie Viereckpferd, weil sie nicht zu den eigenen Proportionen passt.

Kill your darlings

Der geliebte Kurzmantel mit hohem Cashmereanteil ist noch gut in Schuss, hat aber blusig geschnittene Ärmel und kommt nicht ohne dicke Schulterpolster aus? Ja, gut, in den 80ern war das modern, aber heute wirkt man damit noch älter als man sowieso schon ist. Und bei Schuhen: Stiefel und Schuhe mit Absätzen über x Zentimetern (hier passende Zahl einsetzen) gehören nicht mehr zu den Dingen auf denen man sich sicher bewegen kann? Ab dafür!

Keine private Kleidersammlung, bitte

Kleidung mit Schäden, Pilling, Verfärbungen, abgestoßenen Kragen – aussondern. Was sich nicht reparieren läßt und einfach nicht mehr gut ist, darf – und soll – in den Hausmüll. Bestenfalls kann man das alte Longshirt noch wegpacken fürs Haarefärben oder für die nächste Maleraktion. Damit ist’s dann aber auch gut. Ich habe keine Kleidung »nur für Zuhause« – möchte jederzeit dem Paketboten die Tür öffnen können ohne vor Scham im Boden zu versinken. Was nur noch gut ist für zu Hause, ist nicht mehr gut genug.

Wunder wirken können diese Ideen nicht – mein Kleiderschrank jedenfalls ist noch immer zu voll – aber hilfreich sind sie schon. Und die nächste Aussortieraktion kommt bestimmt, dafür sorgt schon diese verflixte Entropie. 😁

6 Kommentare

  1. *kicher* – nach Deinen Grundsätzen hätte ich wahrscheinlich morgen nix mehr anzuziehen, und doch fühle ich mich in/ mit meinen abgetragenen, zT sogar fadenscheinigen, selten zueinander passenden und in großen Teilen auch „für Zuhause“ (bei mir erweitert: und den Garten und zum Einkaufen etc) taugenden Klamotten pudelwohl.
    Immer wieder interessant, wie verschieden Menschen ticken! 😃

    1. Jo, jeder Jeck ist anders. Mich wird man nie in abgetragenen oder fadenscheinigen Sachen sehen. Über Stil läßt sich streiten, über Zustand nicht. Liegt sicher an meinen Eltern – die tickten genau so. Die eingeschlagenen Richtungen sind interessant: Die Schwester ist ein Fashion Victim, mehr oder weniger, der Bruder trägt nur schwarz – in guten Qualitäten (‚Ich habe einfach keine Lust mir jeden Tag Gedanken zu machen, was ich anziehen soll.‘), und ich pflege einen zeitlosen eher klassischen Stil und habe einen Horror vor abgetragenen Sachen. Einzige Ausnahme: Jeans. Die müssen nicht wie neu aussehen, aber Flecken oder Risse – no way.

  2. Flecken mag ich auch nicht, deshalb hab ich zB nix Weißes, denn ich krieg IMMER Flecken irgendwoher. Aber ich hab leider auch Sachen mit Flecken, die nicht rausgehn. Die versuche ich zu tragen, wenn ich nicht groß raus muß.

    1. Bei mir gehen die dann in die Maler- bzw. Färberschublade. (Habe heute übrigens festgestellt, daß mir der über ein Vierteljahrhundert alte Businessanzug immer noch passt. War verblüfft.)

      1. Da könnte ich den Rest meines Lebens malern: Tanke-Arbeitsklamotten etc (Optik wurde geändert, die alten waren noch super…) Ich hab auch Hosen und Jacken, die schon über 30 Jahre alt sind, obwohl ich sie immer getragen habe. Das klappt mit frischgekauften Klamotten nicht, obwohl ich keinen Billigkram kaufe. Die Qualität hat doch arg nachgelassen….

        1. Die schlechte Qualität bei Neuware fällt mir auch immer wieder auf. Ein Grund von vielen, warum ich nur noch second hand kaufe.

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