Träumer mittleren Alters

Träumer mittleren Alters
Wie einen doch der große Weltschmerz quälte,
als man so etwa zwanzig Jahre zählte!
Nun wird man niemals wieder zwanzig sein.
Oft ist in mir ein seltsames Bedauern:
daß ich nicht traurig bin, das macht mich trauern
und hüllt mich in die alte Wolke ein.

Soll man die Wohlgeratenen beneiden,
die kühl und praktisch nie an Weltschmerz leiden,
weil ihre Herzen längst gestorben sind?
Ach, der Gedanke schon läßt mich verzagen.
Mein Schicksal bleibt es, Träumen nachzujagen,
ein hoffnungslos verlor’nes großes Kind.

Mascha Kaléko

4 Kommentare

  1. Uaaaah – ich mag ja Mascha Kalenko sehr, aber mir fehlt jedes Verständnis dafür, daß Irgendjemand dem Weltschmerz bzw einer Traurigkeit hinterhertrauern kann.

    1. Ich nehme das ganz anders wahr. Weltschmerz ist eher Melancholie – die ich kenne und durchaus mögen kann – die aber schon eine Form von Traurigkeit ist. Wenn man so will.

      1. Kommt vllt drauf an, wie man insgesamt so aufgestellt ist. Für -mich- ist jeder Tag, an dem ich gut drauf bin, kostbar.

        1. Für mich sind sogar die Tage an denen ich nicht gut drauf bin, kostbar. 😁

          Aus meiner Sicht ist in diesem Gedicht der Weltschmerz nur ein Emblem, vielmehr geht es darum nicht abzustumpfen, also überhaupt zu fühlen. Gerade wenn etwas schlecht läuft, innen oder außen. Also eben nicht nur noch „kühl und pragmatisch“ zu werden.

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