Die seelischen können einen Menschen eindunkeln bis zum völligen Desinteresse an allem und jedem. Das ist Depression, und niemand, der es nicht erlebt hat, kann es auch nur ansatzweise nachvollziehen. Die Kopf-hoch-Sprüche sind genau so nutzlos wie die Reiss-dich-mal-zusammen-Handlungsanweisung. Da können – wenn überhaupt – nur Profis helfen.
Trauer benimmt sich meist zunächst wie Depression, dann folgt die Phase der langsamen Integration. Der Schmerz verschwindet niemals, wird aber angenommen und schließlich als integraler Teil der eigenen Lebensgeschichte angenommen, wenn es gut läuft.
Körperliche Schmerzen haben eine völlig andere Farbe. Wo Seelenschmerz vor allem Schattierungen von grau bis schwarz hat, schließlich, mit Glück und Hilfe, in ein Mitternachtsblau geht, ist physischer Schmerz in den Rottönen unterwegs. Ignorieren unmöglich. Wehenschmerzen – feuerwehrgrell, Schnitt- und Abschürfungsverletzungen – grellgelb, in der Abheilung nach orange wechselnd, Bandscheibenvorfall – ein hartes Rot mit Einsprengseln von Orange, nach erfolgreicher Therapie zurückweichend auf ein seidiges Violett, damit kann man dann leben. Schmerzen am Kopf – Migräne, Mittelohrentzündung, Zahnschmerzen – sind im Akutstatus von schreiendem Pink, spitz und grell oder dunkelrot und dumpf. Alle ohne Schmerzmittel einfach unaushaltbar.
Ich komme drauf, weil ich seit drei Tagen rasende Zahnschmerzen habe, natürlich über ein Wochenende, ärztliche Konsultation morgen, endlich! Ich hoffe er kann mir helfen.
Nimmt noch jemand da draußen Schmerz in Farben wahr? Für mich war das nie anders.
Auch interessant: Schmerzen zu haben zieht viel Energie. Man ist sehr schnell von alltäglichen Dingen erschöpft und obendrein grundgereizt. Das Verschwinden der Schmerzen, wenn die Medikamente wirken: Unbezahlbar!
Man sollte die Schmerzfreiheit als solche viel höher schätzen, als wir es im Allgemeinen tun.
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