Samtig

Das sind die Sommertage, die ich liebe – um die 30 Grad, etwas Wind, viel Licht. Nach ein paar Tagen dieser Art kriege ich so eine ungewöhnliche Überschärfe und eine Unrast, die sich doch friedlich anfühlt.

Tage wie dieser:
Sich einfach treiben lassen auf dem Fluss der Dinge und der spontanen Impulse. Erster Kaffee gegen vier am Morgen. Später Laken waschen und neu aufziehen – Sharis Hairballanfall kam am falschen Ort und früh am Tag. Duschen und Frühstück kurz nach acht. Noch ein wenig Schlaf. Jede Menge Kleinkram über den Tag, ich bin ständig in Bewegung, alles mit dieser Grundstimmung freundlicher Gelassenheit, der inneren Unterströmung folgend. Die führt mich auch in so verrückte Sachen wie endlich mal das Fusselsieb der Waschmaschine zu prüfen und bei Knallhitze einen Pflaumenkuchen zu backen.

H. getroffen auf der Tabakbesorgungsfahrt. Wir kennen uns Jahre und unsere einzige Basis ist spontane Sympathie von vor langer Zeit, die geblieben ist. Ich kenne nur seinen Vornamen, er meinen. Heute nehmen wir uns Zeit für kurzes, intensives Gespräch auf den Rattanstühlen vor der Bar an der Prenzlauer, und auch das ist schön.
Einkaufen gegen einundzwanzig Uhr – ich mag nicht ohne Salat sein übers Wochenende. Begegnungsgespräche mit Menschen, die ich nicht kenne. Nicht nur mir scheint diese hübsche Sommersanftheit und Sommeroffenheit zuzufallen. Freue mich auf dem Heimweg über S. zu stolpern. Hier bahnt sich behutsam eine Freundschaft an, wenn wir Glück haben. Wir stehen nahe beieinander, ans Auto gelehnt, rauchend, redend, und es ist gerade nicht so wichtig, daß mir wohl der Rosenkohl unterdessen antaut.

Die Katzen liegen an den unmöglichsten Orten, die sie für kühler halten. Merlin wohnt auf der Badematte im Bad, Leo liegt langgestreckt auf dem Balkon, Shari gibt die Robbe im Wohnbüro, ich trinke bedenkenlos den jungen Rosé vom Western Cape mit Eis.
Die Stadt wird still, erstaunlich still. Selbst von den sonst so lauten Nachbarn hört man nichts. Was machen die alle?
Vier verschiedene Spinnen im Laufe des Tages behutsam evakuiert – was wollen die bloß hier?
Jetzt noch Nähe haben, am Liebsten mit dem großen Ding mit S – das wär’s. Aber es geht auch so.

Sommer.

2 Kommentare

  1. Das liest sich gut! Hier bedeuten laue Sommernächte laute Sommernächte: die Nachbarn ringsum grillen, laufen mit Musikapparaten rum, dröhnen aus den geöffneten Fenstern. Letzte Nacht Speedmetal oder was in der Art mit viel zu schnellen, treibenden Trommeln. Schlafen ging nur bei geschlossenen Fenstern im gesamten(!) Obergeschoß. Die Wahl zwischen schwitzen und schlaflosen Stunden… Dorfleben
    (Aber immerhin: kein Techno!!)
    Aber friedliche Stimmung gibts auch hier, ich merke es bei den Begegnungen im Laden 🙂

    1. Immerhin kein Techno – der Satz könnte von mir sein. 🙂 Kann man die Nachbarn nicht freundlich einbremsen?
      Mich macht Hochsommer weich und freundlich, und das obwohl mir mal wieder die Existenzangst im Genick sitzt.

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