Kartoffelwinter, ein Bericht aus Südsibirien

Vom 5. bis heute hat es Stein und Bein gefroren, oft unter eisigem Wind – man geht nur raus, wenn man muß. Damit schlug meine Küche endgültig um in nahrhafte und gehaltvolle Dinge. Ab und an auch Pasta (mit sahnigen Soßen, versteht sich), aber vor allem Kartoffeln in allen Variationen. Pellkartoffeln mit Quark und Matjes, Rösti und Maultaschen, beide mit reichlich Käse überbacken, Hamburger Schnitzel mit Bratkartoffeln und Salat. Es macht Spaß zu kochen und zu wissen: Das ist alles nicht kompliziert, aber ausgewogen und gesund.
Die Eiseskälte hat noch andere Folgen – der Kühlschrankinhalt ließ sich bequem auslagern. Der neue Thermostat ist da, doch war die Verpackung heftig beschädigt, es muß sich noch herausstellen, ob er den unsachgemäßen Transport unbeschadet überstanden hat.
Das blaue Zimmer muß ich nun heizen, wenn ich nicht gefaltet auf dem zu kleinen Sofa übernachten möchte.
Heute war es besonders unlustig: Hatte draußen etwas Dringendes zu erledigten und bemerkte die überfrierende Nässe zu spät. Sich zwei Kilometer weit vorsichtig voranzutasten war anstrengend. Allen anderen ging es nicht besser. Auf den letzten vierhundert Metern meines Heimwegs habe ich vier Personen stürzen sehen. Ich schaffte es im Schneckentempo ohne Sturz nach Hause, habe sogar die Katzenstreu im Lidl stehen lassen. Acht Liter/Kilo an einer Hand sind nicht gut fürs Gleichgewicht bei Eisglätte. Jetzt sind Spikes unter meinen Winterstiefeln und so ein Blödsinn passiert mir kein zweites Mal. Es ist so fies außerhalb des Hauses – nicht einmal die Katzen wollen auf den Balkon, auch nicht für einen kurzen Blick. Katzenfutter aus dem Außenschrank muß am Vorabend ins Warme geholt werden, zum Auftauen. Regelmäßig zu lüften ist eine Herausforderung.
Gut zu tun gibt es auch, schlafen tue ich nur mehr in Etappen (die übliche winterliche Schlafstörung).
Die Nachrichten aus dem Rest der Welt sind nach wie vor gruslig und kaum auszuhalten.

Rückzug ins Private, in Extenso. Weckt mich im März.

5 Kommentare

  1. Guten Morgen und einen schönen Freitag, Zum Trost, sibirische Kälte zu den paar Minusgraden zu sagen, ist die Übertreibung des Jahres. Seit wann auf der Seite des Mainstreams?
    Kochen finde ich gut, hilt gegen alles.
    Im übrigen Herzsport sehr gut, supervoller ÖPNV und Eiertanz auch im Pankow.
    Eiswarnung der gängigen Apps, wie immer null. KI und NI werden mit Blitzeis, jedenfalls in Deutschland nicht fertig. Die allgemeine Warnapp eingeschlossen.

  2. Ich habe in dieser Stadt schon minus 14 Grad erlebt, doch ist der Unterschied zu minus 9 gefühlt marginal. Zusammen mit dem Windchill kann man da auf erhebliche Minusgrade kommen, die ohne weiteres für Erfrierungen reichen. Das ist meine persönliche Definition von ’sibirisch‘. Die minus 2 von heute Nacht bei beinahe Windstille sind dagegen harmlos – relativ gesehen.

    Über die Warnung habe ich auch gelacht. Sie kam zwar, aber um Stunden zu spät.
    Nachdem ich meine Desousschublade wieder eingeräumt haben werde – der kleine Kater kann es nicht lassen – werde ich mein Heil wohl auch heute in der Küche suchen. Die Welt darf also heute ohne mich eiertanzen, und ich hoffe das trifft auch auf dich zu.

  3. Wir waren heute bei windstillem Sonnenschein und -2° an der in Ufernähe bis sicher 100m weit zugefrorenen Schlei spazieren – danach gebratene Leber auf Brot mit Schalotten… mir macht (auch nichtsibirische) Kälte HUNGER (selbst wenn ich drin vor dem warmen Ofen sitze), und der Fleischjieper wächst. Gut, daß noch runtergesetzte Bio-Leber in der Tiefkühltruhe war….
    Glatt war es hier zum Glück nicht (ich hatte einen frühmorgendlichen Termin, angesagt war Nebel bei Minusgraden) – aber es war wirklich harmlos.

    1. Da habt ihr Glück gehabt. Halb Berlin ist hier herumgerutscht und die Notaufnahmen hatten sicherlich zu tun. Aktuell Tauwetter, etwa 2 Grad plus. Meinethalben dürfte der Winter damit gerne ein endgültiges Ende haben, wenn das auch Mitte Januar sehr optimistisch gedacht ist.

      (Heute gibt es indonesisches Curry mit Huhn und Austernpilzen. Mal ohne Kartoffeln.)

      1. Wir hatten echt Glück, denn auch aus NRW und HH las ich von Blitzeis..
        Bei uns gabs Chili con Bio-Gockelcarne (Huhn/ Hahn esse ich ausschließlich bio wg Haltungsbedingungen) mit Nudeln. Lecker.

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