Rhetorik

Schon lange Zeit befasse ich mich mit Kommunikationsmustern. Jeder nutzt sie, je nach Zielführung mehr oder weniger erfolgreich. Sie können auf Konsens und Verständigung gerichtet sein. Dann gelingt ein Gespräch. Andere Muster biegen den Gesprächsgegenstand um. Sie sind kompetitiv und auf den Schutz eines Egos/eines Glaubenssatzes/eines Selbstbildes gerichtet. Ich sehe diese Muster oft (auch bei mir) und schaffe es nicht immer sie zu durchbrechen. Doch sie zu erkennen kann helfen nicht in bestimmte Schleifen zu geraten.

Teil 2 – Der Gönner oder auch: der verdeckte Angriff
»Aber Herr X, das kann man doch so nicht sehen. Sie müssen doch erkennen, daß …«

Hier wird die Augenhöhe verlassen. Der so Angesprochene wird für zu dumm erklärt den Gesprächsgegenstand zu überschauen – im Gegensatz zum Sprecher. Damit wird zeitgleich ein Machtgefälle etabliert. Der Sprecher betrachtet sich als überlegen, wer hier das Sagen hat, ist klar. Da die Form der Ansprache im höflichen Gewand daher kommt, hat der Angesprochene zudem kaum eine Chance zur Gegenwehr. Jedes mögliche Argument wird vorab entwertet, weil der Angesprochene bereits als zu wenig klug abqualifiziert wurde.
(vergl. Schikane).

Dieses Muster findet man häufig im Arbeitsleben. Es ist besonders perfide, weil es als väterliche Freundlichkeit daherkommt, aber im Grunde eine Demütigung ist.

2 Kommentare

  1. Sehe ich ähnlich. Es ist das gegenwärtige Politikermuster, nicht nur im Arbeitsleben.
    Die erklärenden Lügner und Ignoranten sind eine Pest und verletzen permanent meine ,und nicht nur meine, Menschenwürde.
    Noch was nettes zu Rhetorik, natürlich Annalena Alma:
    „Wir haben, dafür steht auch meine Partei, eine Situation, wo wir sozialstaatlich mehr tun müssten.“
    Ob sie die Doppeldeutigkeit bemerkt oder einen Realitätsanfall hatte kannst du entscheiden.

    1. Unmöglich das zu entscheiden. Was ich aber sehe ist der Konjunktiv. Dauernd möchten man den Politikern jeder Couleur zurufen: Dann tut es doch endlich, verdammt! Mich wundert es nicht, daß in diesem Land so ziemlich keine Entwicklung in die richtige Richtung vorangeht.

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