Nach sechs Stunden Schlaf finde ich mich mitten im Chaos wieder. Eine nächtliche wilde Jagd hat Diverses zu Boden befördert, die Catboxen sind ziemlich ausgeräumt worden, mein Laden sieht irre aus und überall knirscht Streu unter den Sohlen. Nichts zu machen – da müssen die Nachbarn für zehn Minuten auch am heiligen Tage mit Staubsaugerlärm leben.
Eigentlich wollte ich nach Frühstück und Dusche ein wenig arbeiten, dann nähen. Lief aber alles ganz anders. Die Freundin rief an und nötigte mich freundlich in ein paar Runden um den Block. Dann wollten wir uns auf einen Kaffee am Balkon zusammen setzen. Es klingelte allerdings die Nachbarin, im Schlepp eine große Tasche – eine kleine Schuhvorführung und Tauschaktion brach aus. Jetzt habe ich zwei Paar brandneue Schuhe, und das Kaffeetrinken lief auch etwas anders als gedacht.
Um Drei war ich zu einem Telefonat verabredet, danach, dachte ich, aber in die Nähwerkstatt.
Das Kismet wollte es nicht. Es brach einer dieser sozialen Tage aus, an denen mich gefühlt die halbe Welt sprechen möchte. Gesprächen mit Freunden gebe ich immer den Vorzug vor anderen Plänen, so es möglich ist, so war es denn schon fast Katzenfütterzeit als wir sozusagen fertig waren.
Ein wenig habe ich noch am aktuellen Auftrag geschraubt, mein Näh-Mojo hatte sich für diesen Tag verabschiedet. Aber platt war ich noch vor Sieben als hätte ich den ganzen Tag Kisten geschleppt oder irgendetwas ähnlich Anstrengendes. Am Abend also noch ein wenig politische Bildung, Tagesgeschehen im Rest der Welt plus enspannte Knie und beide Lieblingsmänner – siehe Photo.
Ich kann ja machen, was ich will, aber wenn ich konkrete Pläne habe – von beruflichen solchen abgesehen – fliegen die mir fast immer um die Ohren. Vielleicht sollte ich mir angewöhnen Telefon und Messenger abzustellen. Anderseits: Wieviele spontane Dinge würde ich dann verlieren!
Speziell an diesem Sonntag war ich im Grunde dankbar für die Ablenkung. Der verflixte Muttertag ist seit 2008 schwierig für mich, seit 2022 erst recht.