Wenn man einen Menschen verliert, gleich ob durch Tod oder Trennung, ist der Verlust dieser Person in der Regel irrwitzig schmerzhaft.
Doch fragt man sich: warum verarbeite ich das so langsam und so schwer? Mit soviel (Lebens-)Erfahrung müßte das doch besser gehen …
Die Antwort ist im Grunde einfach:
Dieser Mensch war Teil von Lebensplänen, Wünschen, Werthaltungen, Träumen, mithin ein Teil von dem, was wir Identität nennen.
So muß man nicht nur den Verlust verkraften, sondern auch sich selbst neu erfinden.
Ohne die Lebenspläne mit dieser Person, was habe ich nun für einen Plan? Wer und was bin ich ohne diesen, der mich vielleicht über Jahrzehnte mit definiert hat? Bin ich nun eventuell eine ganz andere Person, mit völlig neuen Zielen, Ideen, Vorhaben? Wie soll meine Zeit nun aussehen, wer will ich sein? Welche Wege kann und will ich noch gehen, und wie?
Je länger man mit dem Menschen war, je älter man ist, umso schwerer ist die diese Neuerfindung. Mit jemandem alt werden über 20,30 Jahre, zum Beispiel, wird qua statistischer Lebensdauer kaum noch möglich sein. Lose Enden, kalte Abbrüche und ähnliche Hässlichkeiten machen den Prozess nicht unkomplizierter.
Da ist die Krux. Sich mit Mtte Zwanzig neu zu erfinden ist eher einfach. Drei oder vier Dekaden später ist es verdammt harte Arbeit.