Im Nachgang des Nachlasses meiner Mutter (der noch sortiert werden muß) gehe ich Dinge an, die ich schon lange machen wollte. Für mich selbst gibt es nun also alles von Patientenverfügung über Bankvollmacht bis Testament. Im Falle meines – hoffentlich noch weit in der Zukunft liegenden – Ablebens möchte ich dem Gefährten nicht zumuten das zu erleben, was ich nach dem Tod des Vaters durchmachen mußte, diese elende Sucherei und Sortiererei.
In Sachen meiner Mutter tut sich diese Art von Chaos nicht auf. Einfach, weil ich ihr Leben schon seit Ende 2019 betreute und längst alles auf Reihe und wohlsortiert war.
Wo wir gerade von wohlsortiert reden: Auf der Suche nach einem Dokument für meine eigenen Nachlasspapiere platzte mir gründlich der Kragen – was für ein Verhau! Die Tochter erkannte den Archivierungswahn des Vaters in den eigenen Papieren. Das Resultat war das Sichten von Aktenordnern aus zwanzig Jahren und ein großes Aktenschreddern – gepflegte neun Stunden Arbeit.
Jetzt findet man allles Wichtige mit einem Griff. Endlich! So aufgeräumt waren meine Papiere in meinem ganzen Leben noch nicht.
Das ist ein verdammt gutes Gefühl.
Nicht so leicht ist die Elternlosigkeit zu verkraften. Plötzlich ist man selbst die letzte Generation; die, mit der die Familie vom Planeten verschwinden wird. Diese Erkenntnis bringt eine Menge Gedanken mit sich, die ich noch nie vorher dachte, und unter denen es nicht einfach ist das innere Gleichgewicht zu bewahren. Fragen nach der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens stellen sich dabei allerdings nicht – im Laufe meines Lebens habe ich mindestens drei Leben gerettet, damit ist meine Anwesenheit auf dem Planeten hinreichend legitimiert. :-)
In diesen Wochen nach ihrem Tod ist alles auf ordnen, klären, bereinigen und befreien gerichtet. Defektes entfernen/ersetzen, Überflüssiges abwerfen, Bleibendes in Schuss bringen. Dankesschulden abtragen, überall aufräumen. Am Einfachsten ist das im Materiellen. Das ist anstrengend und aufwendig, macht aber, daß ich mich leichter fühle. In Bad und Küche habe ich dieser Tage aus- und aufgeräumt, morgen werde ich mich dem Blauen Zimmer zuwenden.
In dieser ganzen Räumerei geht mir so langsam auf: Das ist offenbar meine Art Trauerarbeit zu leisten – loslassen im großen Stil, pragmatisch und gründlich.
Die Zwei fehlen. Sehr.