Heute kam das dritte Fahrrad. Keine Lackschäden, Motoranschluß vom Augenschein her korrekt, Bremsen korrekt angebracht. Doch auch dieses Mal gibt es Fehler: Der Schlüssel der Batteriesicherung hat einen Schlag bekommen und ist krumm (Der sollte beim Transport gar nicht stecken!). Damit ist ein Schaden an der Batterie nicht auszuschließen. Test nicht möglich, weil Akku nicht vorgeladen. Wieder fehlen drei von vier Schrauben der Befestigung der Akkubox. Man rauft sich die Haare. Ich drücke bei Llobe die Zusendung eines neuen Akkus durch, auch die fehlenden Schrauben wird man mir schicken, außerdem den fehlenden Spritzschutz am vorderen Schutzblech. Wir versuchen es also diesmal sozusagen minimalinvasiv – statt kompletter Retoure kurzfristige Teileersetzung.
Natürlich ist ein Funktionstest erst mit allen Teilen möglich. Die Sache könnte also noch immer fehlschlagen, falls der Motor nicht laufen sollte.
So habe ich jetzt wieder einen hübschen Dekogegenstand in meinem Wohnbüro stehen. Hoffe das Beste. Irgendwann muß diese endlose Geschichte doch mal zu einem guten Ende kommen.
Passend kommt der Wintereinbruch doch noch. Es bleibt also abzuwarten, wann die Wetterlage so aussehen wird, daß eine Probetour möglich ist.
Auf den Fensterfronten liegt eisig der Ostwind. Ich gönne mir zum ersten Mal seit langem eine spätabendliche Heizung im Blauen Zimmer, eine kuschelige Nacht kann ich jetzt brauchen. Die felligen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen werden sich sicher wieder ankuscheln und tun meinem Herzen damit sehr gut.
Die Winterküche hält auch wieder Einzug. Gestern vegetarisch: Überbackene Maultaschen und Salat, heute Pellkartoffeln, Hähnchenschnitzel, Kräuterquark und ein Salat, morgen Wirsingeintopf mit Hackbällchen. Einkaufen muß ich wenig, meistens fehlt nur Milch. Ich übe mich im Funduskochen, schaue, was Eistruhen und Eisfach so hergeben und plane die Mahlzeiten nach Bestand. Der Plan ist den Bestand mal wirklich leer zu kochen.
Ungeachtet der plötzlichen Kälte hat sich mein Schlafrhythmus normalsisiert. Aufstehen zwischen Acht und Neun, Schlafengehen vor Mitternacht. Bin sehr froh darüber. Auch der Plan jeden Tag einen längeren Weg zu gehen, mich draußen zu bewegen, funktioniert gut. Ich bin da zufrieden mit mir.
Arbeitstechnisch mache ich die üblichen Pflegen der Bestandskundenpräsenzen, Neues werde ich werde ich erst nach dem Krankenhausaufenthalt wieder starten. Anliegende Papiertiger gibt es zum ersten Mal seit Jahren keine – alles vom Tisch, alle Bälle nicht in meinem Feld.
Unterm Strich fühlt sich das alles nach der ersten Ruhe nach drei Jahren Dauerstressfronten an. (So schnell kann sich eine Grundstimmung ändern.) Ungewohnt und damit in der Empfindung seltsam. So wenige Sorgen hatte ich seit einer Menge an Jahren nicht mehr (wenn man von der Betrachtung des Weltgeschehens absieht – das kann einen nur wahnsinnig machen). Habe Muße zum Lesen, zum Beispiel. So ausgeglichen war ich lange nicht. Nichteinmal die Trauer – die erheblich ist – kann daran etwas ändern. Ich habe eine Heidenangst vor der Operation und bin doch so in meiner Mitte wie seit Jahren nicht mehr.
Da ist man schon so lange auf dem Planeten und erfährt sich doch immer wieder neu.
:-)