… sagt die Freundin, und ich ringe einen Moment um Fassung, weil ich an den Kalender denken muß, den ich am 15. in ihrem Zimmer von der Wand nahm. Ja, der geht nach. Aber auch: Ich kann lachen. Ich kann die Weihnachtskochorgie planen, mich über/auf Geschenke freuen (die, die ich mache, die, die ich auf dem Tisch finden werde). Mit den Katzen kuscheln. Den Mann füttern. Standards machen, wie aufräumen, putzen, waschen etc. Was ich auch kann: die Wut kriegen über Materie aus ihrem Haushalt, einfach, weil diese so dreist war länger da zu bleiben als sie. Die hundert Wäscheetiketten, die nun hier herumgeistern, haben mich direkt in Tränen ausbrechen lassen.
Als ich noch ein Jahr nach des Vaters Sterben die Tränen oft nicht bremsen konnte, hat mich mancher angesehen mit diesem Ausdruck Marke ‚So langsam solltest du drüber weg sein.‘ Jetzt schaut man mich ebenso seltsam an, weil ich so gelassen wirke. Gilt allerdings nur für Bekannte und Fremde.
Von meinen Freunden habe ich solche Blicke nie bekommen.
Mich ärgern diese Blicke regelrecht. Trauerarbeit ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Jeder einzelne Mensch bewältigt sie auf seine Art.
Was ich sagen kann: Leben bricht sich Bahn. Immer. Und meine Eltern hätten diese Tatsache als Erste beklatscht. Was mich betrifft, kann ich ebenfalls sagen, daß die Lücken im Leben einfach bleiben. Die geliebte Großtante, ein Freund, die Tochter, der Vater, nun die Mutter. Diese Durchschüsse im Herzen, die sind da. Entweder du nimmst sie an, oder du gehst daran kaputt. Es gibt keinen Punkt, an dem das ausheilt. Man lernt einfach damit zu leben. Und immer mal wieder nasse Augen zu haben, weil irgendetwas einen Gedanken anschubst, der schmerzt und die Verluste laut werden läßt.
Die Liebe vergeht nicht. Der Schmerz vergeht nicht. Ob das versteckt werden muß oder ob erwartet wird, daß das außen an einem dranhängt – drauf pfeifen! Ich bin nicht hier um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Jetzt schon gleich dreimal nicht.
Niemand hat ein Recht einen anderen zu beurteilen, speziell in diesen Dingen nicht.
Keine Lust aufs Kochen. Lebe aktuell aus dem Kühlschrank. Schlafen mag ich nicht (meine Träume sind fürchterlich). Rauchen tue ich wie ein Schlot. Auch das wird sich geben. Dienstag hole ich mit einem Freund ihre letzten Sachen aus dem Heim.
So wahr!
Der allererste Trauer- Vorwurf kam vom Vater, da war ich noch nichtmal pubertär. Daß ich um den geliebten Wellensittich mehr trauerte als um den Opa, das ging ihm zu weit.
Und so gings weiter. Ich glaube, Viele kennen sowas, und es ist immer schlimm für den oder die Trauernde.
Gut, wenn Du Dir das den Buckel runterrutschen lassen kannst!
Nur die viele Raucherei…… nuja….
Eine Umarmung von hier nach da!!
Als ich meine Seelenkatze gehen lassen mußte, habe ich tagelang geweint. Jetzt bleiben meine Augen meist trocken. Vielleicht, weil ich den letzten Monaten schon soviel weinte über den Verlust auf Raten. Der Schmerz aber, der ist genau so hart. Ob nun Mensch oder Tier – es tut rasend weh, die Trauer hat nur eine andere Farbe. Das wird aber so oder so nur von Tiermenschen verstanden, und von denen gibt es wenige.
Ja, an mir geht die Kritik erstens vorbei und zweitens ist diese … Beurteilung per se anmaßend, und jeder, der sie wagt (außer den Betroffenen selbst) sollte sich in Grund und Boden schämen.
Es hat mir richtig weh getan deine Zeilen zu lesen – diese Standpauke dürfte der Kinderseele nicht gut getan haben.