Am Morgen werfe ich mich – ich bin da so merkbefreit wie angstfrei – zwischen die beiden Kater, die just ein Kampfknäuel mit fliegendem Fell für angesagt halten. Erstmal trennen, bis der Zorn verraucht ist. Dem einen tupfe ich Blut von einem Kratzer seitlich der Nase, dem anderen ziehe ich eine fremde Krallenschale aus Haut und Fell. Ich habe natürlich nicht einen Kratzer, trotz händischer Intervention – die wissen schon, mit wem sie gerade Zoff haben und mit wem nicht. Und wer der Chef ist, wissen sie auch.
Später allgemeine Befriedung und Wiederannäherungsförderung vermittels Katzensticks. Funktioniert wunderbar. Der Rest des Tages verläuft fauch- und streitfrei.
Noch früher am Morgen: Shari liegt vor meiner Brust, der kleine Hexer hinter meiner Schulter. Er schleicht über meinem Kopf Richtung Shari, der ich beruhigend die Hand aufs Fell lege. Annäherung, keine Verspannung, kein Gefauche. Dann sind die zwei ganz dicht voreinander, direkt vor meinen Augen – und der Kleine leckt Shari ganz vorsichtig über die Nase, und geht seiner Wege. Shari sieht aus wie im falschen Film, Marke »Was war das denn?!?« nimmt’s aber hin, ich spüre nur eine ganz kleine Verspannung unter meiner Hand.
Ich erwarte keine Wunder – dafür ist der Kleine zu rabaukig und respektlos und legt sich zu gern auf die Lauer, die beiden Großen weichen ihm deshalb nach Möglichkeit aus – aber ein Meilenstein war das.
Der Stress zwischen den Tieren beruht ohnehin auf einem Missverständnis: Der Jungspund will spielen, hat aber nie gelernt kätzisch ohne Dialekt zu sprechen (dafür ist er zu jung verloren gegangen oder ausgesetzt worden, wir wissen es nicht), versteht die Abwehrhaltung der Alten nicht, wird angefaucht und sagt sich dann »Na, denn nicht´, ich kann auch anders! Wer mich anfegt kriegt das wieder!« – und Zack! Da haben wir das Kampfknäuel.
Seit zwei Jahren sehe ich mir das nun an, und sehe dauernd kleine Schritte. Meine zusammengewürfelte Truppe – altersunterschiedlich und vor der Zusammenführung durch mich einander völlig unbekannt – überrascht mich immer wieder, und das überwiegend positiv. Nur eines ist die Entwicklung nicht: schnell.
Bis Leo und Shari sich auf überwiegend friedliches Nebeneinander verständigt hatten, gingen fast drei Jahre ins Land, der Kleene hat die ganze Sozialdynamik noch einmal richtig aufgemischt.
Nachts habe ich Vollversammlung. Leo in meinen Kniekehlen, Shari vor meiner Brust, Merlin an meiner Schulter. Aufwachen tue ich mit Merlin vor der Brust, Leo wie gehabt, Shari entspannt auf einem der Sessel in Wohnzimmer. In der Nacht laufen hier offenbar Rochaden ab von denen ich nichts mitbekomme, finde aber immer alle Tiere in entspannter Haltung vor.
Menschen mit Katzenverstand kommen ohne Geduld nicht aus. Viel davon.
Das hab ich jetzt grad dem Herrn F. vorgelesen, so ähnlich ist Vieles zur Situation bei uns…. bloß gehen die friedlichen Momente nicht auf so kleiner Distanz, und der Kater hat, da im Katzenfamilienverband aufgewachsen, keine „nicht gelernt“- Entschuldigung.(bei mir steht übrigens ein Katzenentwicklungsbeitrag als nächster in der Warteschleife😄)
Die Sequenz mit dem Lütten und Shari hat mich so gerührt, die Augen standen kurz vor dem überlaufen😄 Wie unglaublich niedlich!!!!!😄
Ich habe auch gedacht, ich sehe nicht richtig. Das darf jetzt gerne immer wieder passieren und damit langsam aber sicher die Grundspannung zwischen Shari und Merlin erodieren lassen.
Schon irre, daß sich da auch nach Jahren immer wieder etwas tut – die sind ja alle nicht erst seit gestern zusammen.
Auf deinen Katzenbeitrag bin ich gespannt!