Kontrolle (Tag 736)

Über jede Menge Stressfaktoren – von Ukraine (ihr wisst es alle: Über Politik spreche ich hier nie. Eine Meinung habe ich aber.) über Heime bis Finanzamt – keine Macht zu haben fühlt sich richtig mies an. Mitunter hilft die Biologie. Es ist nicht möglich länger als eine halbe Stunde unter Adrenalin zu stehen, selbst Stress reibt sich irgendwie ab, und das ist gut so. Daraus folgt auch: Manchmal ist es gut diesen Druckpunkten einfach den Rücken zu kehren, sie auszublenden, und sich auf etwas Schönes zu konzentrieren. Das gilt auch dann, wenn die schönen Dinge »nur« im kleinen persönlichen Kreis stattfinden.

Zuallererst entpuppte sich der seit Dezember bestehende Schmerz im Rücken – ich kam nun endlich dazu den Orthopäden aufzusuchen – nicht als Bandscheibenvorfall. Vielmehr ist es eine monströse Verspannung, auf orthopädisch: deutliche Rotationsstörung 😄 Jetzt kriege ich Physiotherapie, was überfällig war und mich ernsthaft freut.

Kreativ kochen hilft bekanntermaßen gegen fast alles, also koche ich viel. Das Pilzragout mache ich schon lange, die Feigenvinaigrette zum Feldsalat ist eine Neuentwicklung. Daß es mir heute gelungen ist den Grünkohleintopf zu versalzen (einmal in zehn Jahren 😄) – geschenkt. Morgen kommt noch eine Partie Grünkohl dazu, dann passt das. Da hat sich der große Topf gelohnt und ich kann noch etwas einfrieren.

Mein Geburtstag war auch schön. Meine Freundin schneite herein, mit einem wunderbaren Geschenk und einem Geburtstagskuchen nur für mich. Das Telefon stand den ganzen Tag nicht still, und hat es mich ganz besonders gefreut von Freunden zu hören, die ein wenig aus meinem Blickfeld gerutscht waren. Ich danke noch einmal allen, die so freundlich an mich gedacht haben und mir einen besonders schönen Tag bereiten wollten! Wo wir gerade von Telefonen reden: Der Mann hat mir ein Telefon geschenkt, mit dem ich mehr als zufrieden bin. Es ist sooooo schön nicht mehr mit den Verbindungsabbrüchen und Aussetzern der alten Telefonanlage leben zu müssen.
Auch das Treffen mit den Freunden ein paar Tage später war toll. Endlich mal wieder volles Haus! Noch schöner: Die lebhaften Diskussionen erinnerten an jene aus Studententagen. So hatte ich mir das gewünscht. Die Katzen waren nach kurzer Zeit auch im siebten Himmel – von allen Seiten streichelnde Hände. Nur die scheue Shari wollte »einfach nur hier liegen«, und fauchte zur allgemeinen Erheiterung den Freund an, der sie streicheln wollte. Was ich gelernt habe: Wenn ich zum Kaffee einlade, werde ich beim nächsten Mal einen Topf Chilli auf dem Herd haben. Ich glaube, wir trennten uns am Abend nur, weil wir alle Hunger auf ein Abendessen hatten. Grins. Zu meiner Ehrenrettung als Gastgeberin kann ich nur anführen, daß man der Gruppentreffen entwöhnt ist nach mehr als zwei Coronajahren.

Überhaupt die Katzen – zum absolut ersten Mal suchte ein Kater die Nähe des anderen. Für mich ein Meilenstein. Darf sich gerne so fortsetzen.

Last but not least: Der Lieblingsazalee im blauen Zimmer hat die Düngung mit Kaffeesatz offenbar gefallen. Sie bedankt sich mit einer wunderbaren Explosion an Blüten. Die Pflanzen draußen pflege ich ebenfalls liebevoll, und sie mögen das. Rosen, Hortensien, Azalee, alle im Winterschutzkleid, treiben heftig aus. Die Lavendelpflanzen haben fast alle bis in diesen März überlebt, dito sogar die Chrysanthemen. Wenn ich das halten kann, sind Ende April nur zwei – von elf – Kästen neu zu bepflanzen. Ein Novum.

Mein Anblick im Spiegel deckt sich weniger denn je mit der Zahl auf meiner ‚Uhr‘, bei Tonnen an Stressoren und viel Unruhe. Schon seltsam.