Slow Fox

Mit einer Einrichtung habe ich einen Termin, zwei andere sehe ich mir von außen mal an, weil ich gerade in der Nähe bin. Ziemlich niederschmetternd, teilweise sicher auf Grund der baulichen Gegebenheiten. Nichtsdesto Orte, an denen man nicht sein, schon gar nicht leben möchte. Alle scheußlichen Klischees von Altenverwahranstalten sind erfüllt. Nur ein Wort: Indiskutabel.

Der nächste Termin betrifft ein Haus ganz in meiner Nähe, und ich bin blank überrascht. Schon das Foyer ist einfach schön – hübsche Sitzgruppen überall (ich brauche lange ein Photo zu machen, weil die Sitzgruppen mit plaudernden Menschen besetzt sind, und ich warten muß bis mal einer ohne Menschen ist.) Es riecht nach Wohnraum, nicht nach schlecht gekochtem Essen oder anderem, die großen Fensterfronten geben Licht, trotzdem ist es nicht kalt; ich schwitze schnell in der Winterjacke. Gemeinschaftsräume und Speisesaal sind ansprechend, einladend und warm. Die Etagenflure wirken noch am Ehestens wie Krankenhausflure, aber auch hier das Bemühen um Wohnlichkeit erkennbar. Jeder Flur schließt mit einem bodentiefen Fenster, vom dem ein Sofa, ein Tisch stehen; ansprechende Ruheplätze.
Die Dame vom Sozialdienst, mit der ich verabredet bin, ist etwas anstrengend – was ich lesen kann, muß man mir nicht nochmal erklären, aber sei es drum.
Das freie Zimmer ist schön. Hochwertiges Laminat, hochwertige Möbel (Kleiderschrank, Kommode, Tisch und zwei Stühle, Nachtschrank und Bett), bodentiefe Fenster und viel Licht, Blick auf einen von zwei Gärten, eigenes Badezimmer, Kabelanschluß, Telefon.
Der Speiseplan ist auch gut, abwechslungsreich. Man kocht frisch im eigenen Haus.
Auch toll: 800 Meter zwischen meiner Wohnung und dem Haus.

Ich verliere das Zimmer dort, weil ich nicht im Stande bin binnen fünf Tagen Klärung mit meiner Ma und Transport zu organisieren (eine Vorgabe des Hauses). Fluche fürchterlich.
Nun ist es so: Abläufe geklärt, Kostenübernahmen geklärt, warten auf Zuruf des Heimes »Zimmer frei« Anschließend Alarmablauf, Vorfeld geklärt, auch meiner Ma die ganze Sache erklärt.
Wohnungsauflösung und Möbeltransfer werden im Nachgang laufen – ich kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.

Ich freue mich tatsächlich. Wenn sie dort unterkommt, werden wir uns oft sehen und endlich eine Chance habe die Freundschaft, die wir haben könnten, auch zu leben. Und ich kann ein wachsames Auge auf alles haben, weil ich ganz in der Nähe bin.

Ergo: Warten auf den Zuruf. Am Liebsten innerhalb der nächsten acht Tage.
Daß der ganze Spuk sauteuer ist – geschenkt. Die Häuser tun sich preislich wenig. Aber der Krankentransport – freundlichstes Angebot über 490 km lautete auf 1860 Euro – der schmeißt mich immer noch. Was sich die ganzen Läden rund um die Altenpflege reintun, ist wahrlich uferlos und wirft Fragen auf. Zumal wenn man weiß, daß das nicht bei den Pflegekräften ankommt. Dieses System ist meiner Meinung nach total krank. Aber das ist ein anderes Thema.

3 Kommentare

  1. Das liest sich ja toll!
    De ole Mann wohnt in echtem Heimambiente vom scheußlichsten. Ihn störts nicht, er nimmt das gar nicht wirklich wahr, zumindest nicht als wichtig. Es zählt, daß das Personal nett ist. „Nur“ das schlecht gekochte Heimessen aus der Großküche nervt ihn öfters. (Auch) da wird es Deine Mutter ja besser haben.
    Ich drücke die Daumen, daß es fix geht mit dem nächsten freien Platz!

    1. Danke, das ist ein guter Wunsch.
      (Um Sie ist es sehr still geworden. Telefonieren wir ‚mal wieder?)

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