Bugwelle (Tag 719)

Am 10. bringe ich eine Postkarte auf den Weg, am 11. ein Paket. Wenigstens die Karte sollte meine Ma am 13. erreichen, der ein wichtiger Tag für sie ist. Denkste. Gestern war der 14. und beides hat sie bisher nicht erreicht. Es ist zum Verrücktwerden. Auch der Vorlauf ist nicht von schlechten Eltern (no pun intended). Zwei Dinge hat sich meine Mutter explizit erbeten, und ich muß sechs Läden abreiten um das Gewünschte endlich erwerben zu können. Neben dem ganzen Tagesdriss noch die Zeit finden dem Paket einen sinnvollen Brief beizufügen war auch nicht einfach.
Steuerberater, Finanzamt, Pflegeheime – irre Papierberge, frustrierende Arbeit am Schreibtisch, stundenweise, stückweise, Wochenende inklusive.

Montag Klientenalarme plus Mama-Alarme, ich hänge den ganzen Tag nur am Telefon. Erwerbsarbeit im besten Sinne? Akquise? Findet nicht statt. Klientenalarme sind durch Pflegeverträge gedeckt.

Heute (Dienstag) ein Brummkreiseltag, oder auch: Was machst du eigentlich den ganzen Tag?
Aufstehen um 8:30h nach fünf Stunden Schlaf. Tiere füttern, Katzenboxreinigung, Frühstück, Kaffee, zwei wichtige Mails auf den Weg bringen. Chaos im Laden – schnelles Durchsaugen, dann endlich waschen und anziehen. Um Zehn vor Elf stehe ich bei meiner Freundin auf der Matte. Es gilt zwei Katzen zum Tierarzt zu bringen, die zeitgleich behandelt werden müssen (Giardien). Die ‚Kleine‘ wiedersetzt sich dem Verbringen in eine Transportbox nach Kräften, ich blute aus einigen kleinen aber tiefen Kratzern wie doof – doch wir schaffen es, und sind pünktlich beim Vet.
Um 13:07h sind wir zurück. Eine kurze Pause, eine schnelle Tasse Kaffee, dann rase ich heimwärts, gehe nicht einmal aus der Jacke – nur kurz die Tasche mit den Unterlagen greifen und wieder aufs Rad: Besichtigung und Klärung in einem Seniorenheim in der Nähe, Termin um 13:30h. Das Erste, das mir wirklich gefällt, davon später mehr.
Um 16:15h bin ich wieder zu Hause. Seit Zehn nichts gegessen, ich zittere vom Unterzucker. Chiabatta & Kaffee, noch zwei Mails beantworten, ein Telefonat mit dem Bruder in Sachen der Mutter, eine Recherche für ein wichtiges berufliches Gespräch morgen, dann kommt meine Freundin noch einmal vorbei um sich ein paar hilfreiche Dinge abzuholen, bringt mir lieberweise etwas mit, worum ich meinerseits gebeten hatte. Der Nachbarfreund schaut herein, also so etwas wie eine Pause. Anschließend noch zwei Telefonate in Sachen Ma, dann kommt der Mann für eine Weile rüber. Raubtierfütterung, spätes Abendessen (Verfertigung inklusive), noch eine Recherche für die Freundin und ein Einkauf für sie (via Ebay Kleinanzeigen, sie hat dort kein Konto).
Eigentlich wollte ich gegen 19 Uhr noch einmal mit meiner Mutter sprechen, doch fehlt mir dafür die Energie. Diese Gespräche sind schwierig, immer. Die Kraft habe ich heute einfach nicht mehr. Auch mit dem Pankower Freund hätte ich gerne noch gesprochen, doch bin ich sozusagen leergequatscht, mag am Liebsten heute keinen einzigen Satz mehr sprechen.

Gegen 21h muß ich auf dem Sofa eingeschlafen sein, mich weckt die Kölner Freundin, die gestern Geburtstag hatte, und der ich gerne ein Päckchen geschickt hätte, wenigstens eine Karte – ich kam nicht dazu, konnte nur eine freundliche Nachricht auf ihrem AB hinterlassen – diesen Anruf kann ich nicht abweisen.
Danach wieder hellwach – und total erschöpft. Die Mülltasche wohnt noch auf dem Balkon; ich hatte heute schlicht die zehn Minuten nicht sie wegzutragen, das tue ich vermutlich gleich noch, kurz vor Mitternacht.

Bastet sei Dank habe ich morgen die ersten Klientengespräche ab 14 Uhr. Es könnte ein Mittwoch werden, an dem ich mich um meine eigenen Belange kümmern darf. [Edit: Wurde es nicht. Migräne im Vollbild, Übelkeit inklusive. Alle Telefone abgestellt und fast nur geschlafen. Mein Körper ist klug – wenn mir die Dinge über den Kopf wachsen, zwingt er mich in radikale Pausen.]